Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 121
(PDF, 154 MB)
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Blumhardt: Die Krankheit der Gottliebin Dittus. 121

meinen Ausdrücken von denselben, daß Blumhardt nicht recht
aus ihr kam, auch wenig Befriedigendes ihr sagen konnte. Inaessen
bekannte sie aus freien Stücken einiges aus ihrem früheren
Leben, indem sie durch dieses Bekenntnis von den erwähnten Anfechtungen
frei zu werden hoffte. Im Dezember jenes Jahres bis
in den Februar 1842 litt sie an der Gesichtsrose und lag sehr gefährlich
krank. In der ganzen Krankheit aber mochte Blumhardt
sie nicht viel besuchen, weil ihn ihr Benehmen abstieß, indem sie,
wenn sie ihn sah, beiseite blickte, seinen Gruß nicht erwiderte,
wenn er betete, die vorher gefalteten Hände auseinanderlegte,
überhaupt seinen Worten gar keine Aufmerksamkeit schenkte, ja
fast besinnungslos schien, was sie vor und nach seinem Besuche
nicht war. Blumhardt glaubte sie damals eigensinnig, selbst-
gerecht, geistlich stolz, wofür man sie auch anderwärts zu halten
anfing, und blieb lieber weg, als sich lauter Verlegenheiten auszusetzen
. So war die Kranke nahezu auf sich selbst angewiesen
und zwar unverschuldet; denn all dies ihr widriges Wesen war
krankhaft und unwillkürlich; die Hände z. B., so klagte sie später,
seien ihr, sobald Blumha.dt zu beten anfing, gewaltsam auseinander
getan worden. Einen treuen Freund und Berater hatte sie
dafür an ihrem verständigen und mitleidsvollen Arzte, Dr. Späth
in Merklingen, dem einzigen, dem sie alles klagte, namentlich auch
die Spukgeschichten. Ein sonderbares Leiden, das sie ebenfalls
nur ihm klagte (Bruslblutungen), vermochte er nicht zu heben,
es verlor sich aber sofort, als Blumhardt sie in seine seelsorgerliche
Pflege nahm (ohne daß er weder vom Leiden noch von der Genesung
eine Ahnung hatte).

Endlich, im April 1842, also nachdem der Spuk schon über
zwei Jahre gedauert, wurde Blumhardt durch Verwandte der Geplagten
, die ihn um Rat frugen, des nähern über diesen Spuk berichtet
. Es tat eben Hilfe not, denn das Gepolter wurde nachgerade
so unverschämt laut, daß man es ziemlich weit in der
Nachbarschaft hörte, grade als wären hier Handwerksleute geschäftig
. Sie berichteten folgendes: Gottliebin sehe ganz besonders
häufig die Gestalt eines zwei Jahre vorher gestorbenen
Weibes von Möttlingen mit einem toten Kinde auf den Armen.
Dieses Weib, erzählte sie (den Namen verschwieg sie vorsichtig
und sagte ihn nur später), stehe immer auf einer gewissen Stelle
vor ihrem Bett und bewege sich zuweilen zu ihr her und wiederhole
oft die Worte: „ich will eben Ruhe haben*', oder „gib mir
ein Papier, so komme ich nicht wieder" usw. „Nun wurde ich*4,
erzählt Blumhardt, „gefragt, ob man ein näheres bei der Gestalt
erfragen dürfe. Mein Rat war, Gottliebin dürfe sich durchaus in
kein Gespräch mit der Gestalt einlassen, um so mehr, da man
nicht wisse, wie viel Selbsttäuschung mit unterlaufe, jedenfalls gewiß
sei, daß man in entsetzliche Verwirrungen und Torheiten ge-


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