Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 138
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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138 Psychische Studien. XLiV. Jahre :,\-4. Ifeft. (März-April 1917.)

die ursprüngliche Harmonie zerstört, und es ist also. Sie war es,
welche in Sinnenlust und böser Neigung die Seele verführte, ihren
Willen verkehrte und sie aus der Region des Göttlichen in die des
Irdischen und Zeitlichen herabzog, wo sie sich einen eigenen
Willenskreis bildete, dessen Mittelpunkt sie selbst, die außer Gott
in Selbstsucht versunkene, war. So trat die Sünde wie eine
Scheidewand zwischen die Seele und den Geist, zwischen den
Geist und das Obere, Heilige, Göttliche. Dieser war von nun an
vvie mit einem Schleier umhüllt, auch mit der Seele herabgezogen
untei den Horizont des Göttlichen; wie in der Gefangenschaft
lebte ei gleichsam nur von den Ahnungen und Erinnerungen des
Verlornen. Von diesem trauiigen Ereignisse an vermochte der
Geist nicht mehr so kraftig aul die überwiegenden untern Vei-
mögen der Seele zu wirken, welche allmählich über den ganzen
Menschen die Oberhand gewannen, und das Gute mit Bösem, das
Schöne mit Unreinem und Sinnenlust, das Wahre mit Irrtum und
Trug mischte oder verwechselte, d. h. sein ganzes Inneres, sein
Wollen, Fühlen und Erkennen verkehrte. — Auch der Blick des
Geistes in die Natur verdunkelte sich; er erkannte sie nicht mehr
nach ihrem Wesen, sondern nur nach ihrem oberflächlichen "
Scheine. Und so ist es noch im abgefallenen Menschen. Die
sinnliche Beschauung und Erkenntnis ist ihm allmählich das
Höchste, und der Verstand der einzige Leiter seines Denkens und
Wollens geworden. Der einzige der Seele noch übrig gebliebene
Rest des verlornen Göttlichen ist ein vom Geist in sie nur trübe
reflektiertes Sehnen nach Wiederherstellung, welches jedoch, vom
Verstände allein geleitet, eine gänzlich verkehrte- Richtung nimmt.
Dieser ist nun Herr und Meister im menschlichen Wesen, und wie
weit reicht seine Kralt und sein Blick? Unter den Horizont des
Göttlichen herabgesunken, vernimmt er nichts mehr vom Geiste
Gottes, und macht darum, lichtbedürftig, wie er isi, sein eigenes
Licht zu seiner Leuchte, und sich selbst zu seiner Bestimmung.
Wenn auch zuweilen der umdunkelte Geist einen Strahl göttlichen
Leuchtens durch die Nacht, die ihn umhüllet, in das Gebief der
Seele hinüberschickt, den er selbst durch das kräftige Anstieben
gegen die Bande, die ihn umschließen, und die er dadurch auf
Momente lüftet, von oben in seinem Zustande der Bedrückung
empfängt, so sind solche einzelne Lichtblicke doch nicht nur kein
Ersatz für das verlorne, herrliche Ganze, sondern meistens übersieht
die Seele, geblendet von dem eigenen Verstandeslichte, das
Hereinblitzen ciaer höheren Leuchte, nimmt ihre Strahlen für
eigenes selbsttätiges Licht, und streitet das Dasein des höheren,
ohnehin schnell vorübergehenden mit einigen leichten Räsonne-
ments weg. — Nur allmählich sank das menschliche Geschlecht
vom ersten Sündenfalle an von der angeborenen Gottes- und Weltweisheil
bis in d^e Tiefe der Selbstsucht und Gottesvergessenheit,


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