Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 155
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Freudenberg: StekePs Seelenleben im Kriege

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Goethe erkannte die Unmöglichkeit der Aufgabe, aus dem Krieg
ein Kunstwerk zu schaffen, weswegen er sich viel Anfeindung gefallen
lassen mußte. Nacli dem Kriege wird sich gerade die
deutsche Kunst durchsetzen, denn stets gehört die allgemeine Sym-
pathie dem Sieger, als dem Kulturträger.

„Echte und falsche Kriegsneurosen" benennt der Verfasser
seinen neunten Artikel, in dem er ausführt, daß die vermeintliche
Steigerung der Geisteskrankheiten nur eine scheinbare sei, da der
Krieg geistige Störungen nicht erzeuge, sondern nur vorbereitete
Krankheitsformen verfrüht hervorrufe. Dies belegt er im Einzelnen
statistisch. Trotzdem gibt es eine spezifische Kriegsneurose und
Kriegspsychose, beide aber geben eine gute Prognose, d. h. sie
gehen in Heilung über. Ihre Beschreibung würde hier zu weit
führen, zumal der Referent ja selber über diesen Gegenstand unlängst
an dieser Stelle das Wort ergriffen hat. Bezüglich der
Hysterie gibt Verfasser eine neue Definition» Hysterie, sagt er,
ist die Krankheit, in der das Nichlwollen durch ein Nichtkönnen
ersetzt wird. Die Hysterie setzt eine Spaltung des Bewußtseins
voraus. Die Freud'sche Theorie, daß die Ursache aller Neurosen
verdrängter Sexualtrieb sei, läßt sich, wie Verfasser meint, nach
den Erfahrungen des gegenwärtigen Krieges nicht aufrecht erhalten.

Auch daheim gibts Kriegsneurosen, die Geldneurose, die Verschwendungsneurose
, Musterungsneurose (der Frauen) und dergl.
Hinter der letztgenannten versteckt sich ein geheimer Wunsch.

„Nachtdienst" heißt das zehnte Kapitel und führt uns in an-
schaulicher Weise in das Lazarettleben ein, während der elfte
Aufsatz „Krieg und Frauenfrage von dem Leitsatz ausgeht: Wir
erkranken viel häufiger an dem, was wir nicht erlebt haben, als
an dem Gegenteil." In eingehendster Weise wird hier der schon
eingangs kurz berührte Kampf der Geschlechter gegeneinander entwickelt
und manche treffende Beobachtung und Schlußfolgerung
ausgeführt.

Auch das Kapitel zwölf: „Was sie nach Hause schreiben",
wenn auch speziell österreichisch, ist psychologisch allgemein sehr
interessant und kann in zahlreichen Punkten vom Berichterstatter
aus eigener Erfahrung nur bestätigt werden.

Kapitel dreizehn ,,Der Steckschuß" ist eine der Wirklichkeit
entlehnte psychologisch, ich möchte lieber sagen okkultistisch-gefärbte
Novelle, an deren Schluß der Erzähler sagt: „So endete
die seltsame Geschichte, die mir aus lauter Wunder zusammengesetzt
zu sein scheint. Erklären kann ich sie nicht. Ich erwarte
aber von dir (NB. der Erzähler ist ein Freund und Kollege des
Verfassers) eine Erklärung, welche das Wunder ausschaltet und
den Verstand wieder zurecht bringt." Der Verfasser versprach
über den Fall „nachzudenken".


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