Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 180
(PDF, 154 MB)
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180 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1917)

Art und Weise aber, in welcher Kaufmann durch zielbewußte
Verwendung des elektrischen Stromes zu einer suggestiven Heilwirkung
gelangt, stellt ein durchaus selbständiges Verfahren dar.
Die meiste Aehnlichkeit hat es mit der sog. „Reeducation" der
französischen Psychotherapeuten, welche durch eine dem betreffenden
Fall angepaßte komplexe Suggestivbehandlung ihre Erfolge
erzielen. Während diese sich bemuhen, mehr und mehr
das Vertrauen des Kranken zu gewinnen, in ihm die Ueber-
zeugung zu wecken, daß er geheilt werden würde und daß die
einzelnen Krankheitserscheinungen nach und nach und hintereinander
zu beseitigen seien, bedient sich Kaufmann zu dem gleichen
Zwecke nicht sowohl des Wortes als vielmehr des elektrischen
Stromes. Indem er vermittels dieses gelähmte Muskeln zum Zucken
bringt, pathologisch zuckende im Tetanus stillstehen macht, bringt
er den Kranken im Augenblick, bewußt und unterbewußt, zu der
Ueberzeugung, daß die betreffende krankhafte Erscheinung verschwunden
sei und verschwunden bleiben könne, wenn der betreffende
Kranke an die Stelle des elektrischen Stromes seinen
Willen setzt. Das letztere sagt er natürlich dem Kranken nicht.
Er sagt einfach: „Da, sehen Sie, der Arm steht still", oder;
„schauen Sie, Ihr Bein bewegt sich wieder." Der Kranke nimmt
es wahr, und nun vollzieht sich der eigentliche Hejlungsprozeß
im Unterbewußtsein.

Einer derjenigen Aerzte, welche sich mit dem großen Interesse
der Kaufmännischen Methode zugewendet haben, ist der
Kasseler San.-Rat Dr. Wittgenstein, leitender Arzt einer
Spezial-Abteilung des Res.-Lazaretts Kassel I für Nervenkranke.
Er wohnte nicht nur dem Münch ener Vortrage Kaufmanns
bei, sondern begab sich auch kurz darnach zu ihm nach Mannheim
, um seine Methode an Ort und Stelle zu studieren. In
seiner eigenen Praxis weicht er nur insofern von dieser ab, als
er sich mit dem faradischen Starkstrom begnügt und auch weniger
das militärische Vorgesetztenverhältnis betont, als Kaufmann.
Ihm genügt das Vertrauen, welches er als Arzt einflößt.

Kurz nach Witt genstein's Rückkehr von München wurde
seitens des Herrn Lazarettsdirektors Generaloberarzt Dr. L ö w e
verfügt, daß die Kasseler Lazarettabteilungen^ geeignete Fälle ^on
Kriegsneurosen W i 11 g e n s t e i n zur Begutachtung und eventuellen
Behandlung zuzuweisen hätten. So kam es, daß die mir unterstehende
Abteilung in der Woche vom 11.—18. November 1916
der Schauplatz von Vorkommnissen wurde, die nicht nur für die
Beurteilung des K'schen Verfahrens von Bedeutung sind, sondern
auch ein allgemeines psychologisches Interesse beanspruchen dürfen.

Nach dem ersten vorläufigen Besuche des Herrn San.-Rat
W. in der diesseitigen Abteilung entstand unter den Kriegs-
neurotikern eine Panik, da durch ein unsinniges Geschwätz sich


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