Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 181
(PDF, 154 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0189
Frendenberg: Ueber Kriegsneurosen.

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die Meinung verbreitet hatte, die Kranken sollten einer höchst
schmerzhaften und lebensgefährlichen Behandlung unterworfen
werden. Als nun am 15. November zwei der Erkrankten zur
Spezialbehandlung in die W.'sche Station zitiert wurden, trat bei
einem derselben ein solcher Aufregungszustand ein, daß an seiner
Stelle ein anderer Patient zu diesem Besuche bestimmt weiden
mußte.

Indeß bewirkte diese Gemütsbewegung bei dem Kranken (HL),
der seit Mai 1916 an anhaltendem Schüttelzittern der oberen
Gliedmaßen litt, einen sofortigen Nachlaß des Tremors, so daß
er von Stund an in der Lage war, wieder selbst Gabel und
Löffel zum Mund zu führen. Und diese Besserung hat angehalten
. Das Zittern hat sich völlig verloren und tritt nur noch
bei gemütlichen Erregungen hervor. Der Kranke wird in den
nächsten Tagen als weiterer Behandlung nicht mehr bedürftig zur
Entlassung kommen. (Ist inzwischen bereits geschehen.)

Von den beiden nunmehr am 15. XI. zur Spezialbehandlung
kommenden Kranken trug der eine (S.) seinen seit dreiviertel
Jahren gelähmten rechten Arm in der Binde. Der andere (M.)
litt gleichfalls seit längerer Zeit an klonischen Zuckungen beider
Arme und der großen Halsmuskeln. Nur unter Beteiligung fast
der gesamten Muskulatur des Oberkörpers war er imstande, ruckweise
einzelne Worte hervorzustoßen. Beide wurden von Herrn
Dr. W. binnen wenigen Minuten anscheinend vollkommen geheilt.

Als nun diese beiden Patienten heil und gesund zur Abteilung
zurückkehrten und namentlich der eine mit dem bis dahin
gelähmten Arm die Kameraden fröhlich lächelnd militärisch und
mit Händedruck begrüßte, schlug die Stimmung plötzlich um.
Ein wahrer Freudentaumel bemächtigte sich der ganzen Gesellschaft
, vielleicht gerade deshalb so lebhaft, weil vorher die angegebene
Depression bestanden hatte. Der in das Bewußtsein
aufgenommene starke Eindruck von der anscheinenden Wunderheilung
ging jetzt unmerklich in das Unterbewußtsein Aller über.
So erklärt sich allein das nun folgende.

In der Nacht vom 17. auf den 18. träumte ein vierter
Kranker, der an Schüttelzittern des Kopfes und der Arme litt,
daß Herr Dr. Wittgenstein mit mir und noch einem dritten
Arzt zu ihm hinträte und ihm einen fürchterlichen Apparat auf
die Brust setzte. Mit einem lauten Schrei sprang er, seine Kameraden
aus dem Schlaf erweckend und selbst noch traumbefangen,
ganz entsetzt aus dem Bett, erwachte und war geheilt. So hat
ein Traum die Arbeit besorgt, die der Arzt sich vorgesetzt hatte.
Im ganzen Hause herrschte nun Begeisterung, und jetzt folgte
das, was der Jäger eine Doublette nennt, bei der allerdings in
unserem Fall der Zufall eine Rolle spielte. Er betrifft die
Kranken Sch. und R.

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