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Vogt-Vilseck: Die Steiner'chen „Meditationen" u. der Fall Bamier. 203
dessen Theorie ich an dieser Stelle im Maiheft 1916 auseinander
gesetzt habe. In jenem Hefte findet sich auch eine Arbeit von
Prof. Oehlenheinz „Der Wünschelring als Hilfsmittel der Meisterbestimmung
bei Gemälden und Handzeichnungen*'. Dieser Aufsatz
gab mir in meinem Studium auf obigem Gebiete der Astro-
gnosie eine neue Anregung und führte mich vor kurzem auf das
Prinzip der persönlichen Aura. Man lese bitte die Arbeit Prof.
Oehlenheinzens noch einmal nach, er schreibt dort unter anderm:
„Für die Prüfungen ist es auch von der allergrößten Wichtigkeit,
daß die unbeschatteten Bildflächen vor dem Versuch (mit dem
siderischen Pendel) nicht berührt worden sind!
Denn selbst die Berührung flüchtiger Art, wie man sie achtlos
beim Aufschlagen einer Seite durch Glattstreichen vornimmt, kann
eine manchmal tagelang währende Verwirrung
in den Eigenbahnen der Handschriften hervorbringen/* Ferner
behauptet Prof. Oehlenheinz, daß die Berührung die Bahn der
Wesen stört und daß die Eigenbahnen des Stoffes, mit denen, oder
auf die geschrieben, gezeichnet, gemall oder photographiert wurde,
durch die lebendigen oder Tatspuren des Urhebers oder Urwesens
vollständig unterjocht würden. Diese Tatsache erfährt eine neue
Bestätigung, wenn man das Prinzip der individuellen Aura annimmt
, und ich glaube also mit meiner Theorie auf dem rechten
Wege zu sein.
Wenn nun der sensible Apparat des siderischen Pendels als
bloß technisches und mechanisches Hilfsmittel in solcher Weise
reagiert, wieviel mehr müssen zwei lebendige Organe, wie sie zwei
Menschen, die nach gleichem Prinzip, aber verschieden im Wesen
konstruiert sind, auf einander einwirken! Und wenn die Berührung
einer Hand schon die individuelle Aura eines Bildes
irritieren kann, wieviel mehr kann ein stärker gebautes Organ ein
andres schwächer gebautes beherrschen und mit der Zeit in seiner
Substanz zersetzen! Ich glaube nicht, erst Beispiele aus der
Chemie zur weiteren Basierung meiner Behauptung heranholen zu
müssen, sondern weise nur darauf hin, daß von einem Lehrer
mit einer bestimmten chemisch zusammengesetzten individuellen
Aura suggerierte Betrachtungen, bzw. Übungen, unter allen Um-
s'änden wirkeu müssen und das um so stärker, als der Schüler
gutgläubig seine Aurapforten den Einflüssen seines Meisters öffnet
und sich ihm damit nicht mehr und nicht weniger als mit Leib und
Seele ausliefert.
Im Falle Bamier war es ebenso. Und hier sei es einmal
offen gesagt: Dr. Steiner ist als Seelenerzieher und -Lenker ein
gefährlicher Mensch! Er gehört zu jenen genialen Menschen, denen
schwarzmagische Seelenkräfte inne wohnen, und seine Bestrebungen
haben allmählich eine Richtung angenommen, die denn
doch endlich das Augenmerk weiterer und berufener Kreise er-
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