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Seiling: Zur Abwehr.
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universellen Liebe ist, wie es Christus in Wahrheit war. Wer nicht
ist, wie jener Nazarener war, hat kein Recht, sich als Meister verehren
zu lassen, um die Köpfe und Gemüter zu verwirren! Hat
uns der furchtbare Sturm der Zeit noch immer nicht den Sand
aus den Augen und die Mücken aus dem Kopfe geblasen, so ist
dies bedauerlich genug. Aber es bedingt nicht, daß es immer so
bleibe, und eine große Wahrheit ist einen großen Irrtum wert.
Steiner aber ist ein solch großer Irrtum!
Zur Abwehr.
Von Max Seiling, München.
Die im März/April-Heft enthaltenen Erklärungen der Herren
Deinhard und Arenscn zwingen mich zu den folgenden Entgegnungen
:
Nach der Darstellung Deinhard; muß der Leser den Eindruck
gewinnen, daß ich, bei dem „das Abbrechen alter Beziehungen
ex abrupto jetzt Mode geworden" zu sein scheine, so gut wie
allen meinen bisherigen Freunden den Stuhl vor die Türe gesetzt
habe. Tatsächlich ist dies nur Deinhard widerfahren, während *
in einigen anderen Fällen infolge meines Vorgehens gegen Steiner
begreiflicherweise m i r die Freundschaft gekündigt worden ist.
Mein Austritt aus der Anthrop. Gesellschaft bedeutet aber doch
nicht Feindschaft gegen jedes einzelne Mitglied. — Der Grund,
vvfrum ich mit Deinhard gebrochen, wird von jedem ehrlich
Denkenden gebilligt werden wenn er erfährt, welche Bewandtnis
es mit den drei Worten „Gott sei Dank" eigentlich gehabt hat.
Ich muß zu diesem Zweck auf eine bestimmte Seite des Falles
Bamler kurz eingehen. Kunstmaler Bamler erhob einen öffentlichen
Warnungsruf vor Steiner wegen der schlimmen Erfahrungen,
die er als dessen Geheimschüler gemacht hat. Darauf erwiderte
in der Zeitschrift „Das Reich" nicht Steiner selbst, wie es einzig
am Platz gewesen wäre, sondern einer seiner Anhänger, und zwar
an der Hand von allerlei Un—richtigkeiten, zu deren Richtigstellung
Bamler vom „Reich" das Wort verweigert wurde. Z. B.
schrieb jener unentwegte Steinerianer, indem er Bamler bequemerweise
für pathologisch erklärte (und damit Steiner blamierte):
„Die Zulassung solcher Unglücklichen läßt sich nicht immer vermeiden
." Es handelte sich nun aber bei Bamler nicht um die
durch „einführende Mitglieder** veranlaßte Zugehörigkeit zur
Gesellschaft, sondern darum, daß er von Steiner selbst zur esote-
rischen Schulung herangezogen wurde. Genug, ich sah mit
Spannung dem betreffenden Heft des „Reich** entgegen, in
welchem Bamler s Richtigstellungen erscheinen sollten. Als nun
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