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Banaler: Dr. Steiners Geheimschulung
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anders ein korrektes Denken — gerade nach Steiner —- die Vorbedingung
für die wahre Geheimforschung ist.
Schließlich noch ein Wort zum Liebäugeln mit dem kirchlichen
Christentum. Ich habe inzwischen in kathol. Zeitschriften
drei größere Abhandlungen über Theosophie gelesen: in den
„Stimmen aus Maria Laach** (1910) vom Jesuiten Zimmermann,
im „Aar** (1913) von Dr. Oehl und in den „Frankfurter zeitgemäßen
Brochüren*' (Bd. XXXIII) von Schlesinger. Alle drei
Verlasser lehnen jede Gemeinschaft zwischen Christentum und
Theosophie entschieden ab und Zimmermann schließt mit dem
drastischen Wort: „Ein theosophischer Katholik ist so unmöglich
wie ein viereckiger Kreis**.
Dr. Steiners Geheimschulung.
Von Erich Bamler, München.
(Schluß von Seite i:)3.)
Betrachten wir nun einen tatsachlichen Fall der Schulung,
bei dem es im wesentlichen sehr leicht ist, von der Person abzusehen
und nur die Sache ins Auge zu fassen; vergleichen wir
also die Behauptungen Dr. Steinet mit der Wirklichkeit des
Lebens. — Ein Mensch, der sich zur Entwicklung seiner Fähigkeiten
verpflichtet fühlte, wurde von Dr. Steiner zum Geheimschüler
angenommen und erhielt „Meditationen**, die später erschütternd
auf Körper und Gesundheit wirkten. Der hellsehende
Geheimlehier hätte selbst in dem Fall, daß dem Schüler das Verständnis
gefehlt hätte, die Übungen richtig durchzuführen, diesen
etwaigen Mangel sofort erblicken müssen. Sagt doch Steiner über
den „einzig möglichen Gesichtspunkt** eines verant-
wortlichen Geheimlehrers das Folgende : „Das wird in manchen
Fällen allerdings dazu führen, daß einem Menschen, der von
einem Geheimlehrer Anweisungen zur Schulung erbittet, zunächst
der Rat gegeben wird, mit dieser eigentlichen Schulung noch zu
warten und erst gewisse Erfahrungen des gewöhnlichen Lebens
durchzumachen . . .** (Luzifer-Gnosis S. 613). In unserem Falle
hielt also der Seher den Schüler für reif und übernahm so die Verantwortung
, „in jedem Falle streng dafür** zu sorgen, daß irgendwelche
„Gefahren bestanden werden können**. Denn ein wirklicher
Geheimlehrer steht nach Steiner „unter dem strengen GeNachschrift
" versehen und so in ihrem Werte herabgesetzt sind. Bedenkt
man, daß bereits über dreißig solcher Zyklen erschienen sind
und daß deren Anschaffung über 200 Mark kostet, dann darf man
gewiß fragen, ob jener unverantwortliche Vermerk nur aus Zeitmangel
zu erklären ist. In diesem Falle wäre es wahrlich besser,
die Kedseligkeit oder die endlosen „Audienzen* einzuschränken,
um Zeit für die Durchsicht der Vorträge zu gewinnen.
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