Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 213
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Bamler: Dr. Steiners Geheimschulung.

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(Luz.-Gnos. S. 616 und S. 711). Bemerkt aber der Schüler bei
dem Guru Steiner, daß er der vorgezeichneten moralischen Höhe
eines Geheimlehrers nicht entspricht, so müßte jener in dem
Augenblick, in dem er sein Vertrauen wankend fühlt, auf die
Fortsetzung der Schulung und auf alle jahrelang in seinem
Herzen großgezogenen Hoffnungen verzichten. Weil es aber eine
schwere Aufgabe ist, seine eigenen Ideale und Hoffnungen mit
Füßen zu treten, so suchen die Schüler aus einem gewissen Selbsterhaltungstriebe
den Lehrer nach Möglichkeit in ihrem Innern und
vor der Welt zu verteidigen, was nach der hier gegebenen psycho-
logischen Schilderung als menschlich begreiflich ist. Steiner
meint ja sogar, daß man die empfangenen und angewendeten
Übungen ebensowenig gefahrlos unterlassen könnte, wie im Leben
das Atmen. Damit dürfte das Verhalten jenes Schülers genügend
begründet sein, als er seine Übungen „durch der Hoffnung Kräftequell
gestärkt" auch dann noch fortsetzte, als sie auf seinen
Körper so zusammenhangend und erschütternd wirkten, daß
öfters feinere Blutadern während der Übungen zersprangen. Weil
diese nach etwa 2 Jahren einige vorübergehende Erfolge gezeitigt
hatten, war das Vertrauen des Schülers so groß, daß er die
Weisungen Steiner's mit der ihm zur Verfügung stehenden Kraft
mehr als fünf Jahre lang ausführte. Wenn es nicht zu weit
führen würde, könnte aus Tagebuchaufzeichnungen die lautere Gesinnung
des Schülers gezeigt werden, die ihn zu diesem selbstmörderischen
Pflichterfüllungsstreben anspornte. In dem magischen
Netze Steiner'scher Vorstellungen und Pflichtgebote gefangen,
setzte ei seine Übungen fort, bis sich durch sie eine Zersetzung
des Blutes, eine lange, schmerzvolle und lebensgefährliche Krankheit
einstellte, die ihn zur Erkenntnis der sonderbaren „Fruchtbar
keit" der Geheimschulung brachte und zum Austritt aus derr
Steiner - Kreise bewog. Hätte dieser Schüler seine Übungen früher
eingestellt und so seine Leiden vermieden, dann würde er sich,
bei seiner Natur, heute vielleicht Gewissensvorwürfe machen, den
Weg ohne genügend zwingenden Grund verlassen zu haben. Er
hätte keine Beweise, keine Möglichkeit gehabt, die Steinerschulung
als eine luziferische Menschheitstäuschung zu erkennen; er mußte
seine „Pflicht" erfüllen, bis das Vertrauen zu dem Lehrer an dem
„Fels" der „körperlichen Wirklichkeit" zerschellte. Fordert ein
Mensch Vertrauen an sich in solchem Umfange, wie ein Geheimlehrer
, so ist er auch verpflichtet die Bedingungen einzuhalten, die
ein Vertrauen überhaupt als berechtigt erscheinen lassen. Wie
kann man aber einem Lehrer noch Vertrauen schenken, wenn es
von diesem selbst durch sein Handeln zerstört wird, wenn er von
„einer ins Unermeßliche gehenden Verantwortung" redet und
dann in unverantwortlichster Weise seine vertrauenden Schüler
aufs Krankenbett oder ins Irrenhaus bringt. Näheres über unsern

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