Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 224
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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224 Psychische Studien. XLIV Jahrg. 5. Heft. (Mai 1917,.

Vorleben Eugeniens erzählte. ,Du bist außer Dir, vor Entzücken
über ihre Briefe. Und sie sind im Familienrat ihr von Merimee
in die Feder diktiert*, schrie er wütend. Napoleon saß unbeweglich,
blaß, mit gesenkten Lidern. Allen Vorhaltungen begegnete er mit
dieser unerschütterlichen, fatalistischen Ruhe. Das ganze Komplott
des Hofes konnte ihn nicht von seinem Entschluß abbringen.
In Compiegne, wo der Roman begonnen, fiel die Entscheidung.
Der Kaiser reißt in einer Allee des Parkes einige Zweige von
einem Baum, windet aus ihnen eine Krone und legte sie Eugenie
um den Hut. Vor diesem unzweifelbaren Zeichen erstickt alle
Ränkesucht und Spötterei, man beginnt in Fräulein von Montijo
die künftige Kaiserin zu ehren. Kurz darauf überreichte Napoleon
bei einem Diner Eugenie recht sichtbar vor aller Augen einen
Veilchenstrauß, man wußte, daß dies das unter ihnen vereinbarte
/eichen der Verlobung war. Auf einem Ball der Prinzessin
Mathilde erschien der Kaiser und Eugenie als Brautpaar und
eine Proklamation kündete die bevorstehende Vermählung des
Kaisers an, in der an die ,gute und bescheidene* josephine Napoleons
L erinnert wurde. Dieser herzliche und etwas pathetische
Erlaß wurde nicht überall mit der nötigen Ehrfurcht aufgenommen,
besonders die Pariser erlaubten sich weiter Spöttereien, die ihnen
nun aber teuer zu stehen kamen. Die Geheimpolizei wachte eifrig
über den guten Ruf der Spanierin, den man noch soeben ungestraft
zerpflückt hatte; unnachsichtlich wurde jede despektier-
liehe Äußerung geahndet. Ein Herr, der ohne jeden beleidigenden
Zusatz erzählte, daß er vor kurzem auf einem Ball in Spa mit
der künftigen Kaiserin getanzt habe, wurde sogleich verhaftet.
Das Vorleben Eugeniens sollte völlig aus der Erinnerung ausgelöscht
werden. Die Gräfin Montijo war jetzt nur noch die
Braut des Kaisers.44 Trotz allem Anschein dauerhaften Glücks
erreichte aber die schöne Abenteuerin schließlich die Nemesis :
nachdem sie unzähligen anderen Unglück gebracht und durch die
Schuld der Engländer auch noch ihren vielgeliebten „Lulu" verloren
hatte, wurde sie selbst eine Unglückskaiserin.*)

*) Eugenie Marie de Guzman, zweite Tochter des Grafen von
Montijo und Teba, war geb. am 5. Mai 1826 in Granada, seit 30. I.
1858 vermählt mit Napoleon III., 59, 65 und 70 Ttegentin, flüchtete
am 4. IX. 70 nach England; seit 9. I. 1873 Wittwe führte sie den
Namen einer Gräfin von Pierrefonds. Daß sie Urheberin des Krieges
von 1870|71 gewesen, wird von anderer und zwar wohlunterrichteter
Seite bekanntlich aufs entschiedenste bestritten, wenn auch nicht
zu leugnen sein wird, daß sie auf ihren kaiserlichen Gemahl stets
einen fast dämonischen Einfluß bei allen seinen privaten und politi-
chen Entschließungen ausgeübt hatte. Auch im jetzigen Weitkrieg
haben ja die Frauen an den Höfen entthronter, bez. zu den Feinden
übergegangener Fürsten vielfach die entscheidende verhängsvolle
Bolle gespielt. — ßed.


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