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242 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1917.)
O oder HCl. Radiumemanation zerlegt ferner Kohlensäure in
Sauerstoff und Kohlenoxpd, das letztere sofort in Kohlenstoff und
Sauerstoff; außerdem wird Ammoniak gespalten in StiekstQff und
Wasserstoff.
Bei künstlicher Zuführung von Radiumemanation in den menschlichen
Körper wird dieselbe wieder ausgeschieden durch die Lunge,
ferner durch die Haut, im Schweiß, Speichel, Milch, Harn und Kot.
Verschiedene Organe haben besondere APinität für Radiumemanation
, es sind dies vor allem das Nervengewebe, die Geschlechtsdrüsen
, die Drüsen mit innerer Sekretion überhaupt, besonders
die Nebennieren, die Schilddrüse, die Leber, ferner die
Blutgefäße und die lymphatischen Gewebe.
Die Blutgefäße reagieren auf radioaktive Strahlen am schnellsten
(Kaiserling). Bei Aufnahme \on Emanation ins Blut wird dasselbe
der Schauplatz heftiger Energieexplosionen (Lazarus).
Durch intensive Bestrahlung des Auges mit Radium wird eine
Schädigung des Hornhautepithels, der Gefäßwände, der Nervenendigungen
der Netzhaut und des Sehnerven (Atrophie) hervorgerufen
(Birch-Hirschfeld).
Der Einfluß auf das Ohrlabyrinth entspricht den Erscheinungen,
wie sie sonst be' Labyrinthzerstörung (Lähmung der Nervenendigungen
in den Bogengängen) auftreten. (Ewald.)
Bei Versuchen mit Bestrahlung durch Mesothorium am Kaninchenohr
wurde gefunden, daß am meisten die Dilatatoren der Blutgefäßnerven
erregt werden. Es entstehen je nach Intensität und Dauer
der Bestrahlung diffuse Rötung oder zirkumskripte rote Flecken
in de" Größe einer Linse bis eines Markstückes oder in Gestalt
eines Dreiecks, dessen Spitze mit dem kleinen Winkel stets ohr-
spitzenwärts gerichtet ist (Schwcinerotlauf, Backsreinblattern). In
hochgradigen Fällen kommt es auch zur Exsudation und Blasenbildung
(Maul- und Klauenseuche) oder zur Entstehung eines
Schorfes (s. Ricker in „Strahlentherapieu Band \ , Heft 2 vom
12. I. 15, p 679 ff.).
„Durchdringende Radiumstrahlen begünstigen die Entstehung
von Pilzvegetationen in sterilisierten organischen Medien" (Kailan).
„In schwacher Dosis begünstigt die Emanation die Entwicklung der
Gewebe von Mucor mueedo" (Fabre). „Die Strahlung wirkt auf
Körner (Samen) im latenten Leben und in der Keimung begünstigend,
auf das Wachstum der Wurzeln und Knospen s*odann aber hemmend
(Koernicke und Guilleminot). Radiumemanation in geringer Menge
wirkt sowohl beim Tier wie bei der Pflanze im Sinne eines raschen
Wachstums auf undifferenziertes totipotentes Plasma, während sie
auf das differenzierte Plasma in störender, vielfach tötender Weise
einwirkt* (Winkler). „Wenn die natürliche Radioaktivität des Erdbodens
eine gewisse Intensität erreicht, so muß sie einen merklichen
Einfluß auf das Wachstum der Pflanzen haben" (Becquerel).
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