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270 Psychische Studien. XL1V. Jahrg. 6. Heft (Juni 1917.)
Angriffe schmerzten mich daher persönlich und legten bei meinem
damaligen Naturell die Basis für die größte Bereitwilligkeit, ihr
gegenüber Opfer zu bringen. —
Einige Monate später, im Januar 1916, war ich in dem Hause
von Herrn und Frau Dr. Steiner. Ich sollte etwas abholen. Frau
Dr. Steiner zeigte mir einige Bilder. In dem Augenblick trat
Dr. Steiner für eine Weile stillschweigend hinter uns. Ich fühlte,
daß er in demselben Augenblick okkult irgend etwas getan haben
mußte. — Eine Verändeiung in dem Verhalten von Frau Dr. Steiner
mir gegenüber, glaubte ich darauf zurückführen ?u müssen. Sie war
die Monate darauf von auffallendem Entgegenkommen, die von
ihr (und anderen Vertretern der Anthroposophie) gegebenen Händedrücke
wurde von ihr mir gegenüber noch eindrücklicher. Wohl
vom Monat März an kam ich mehrere Male in der Woche mit
Frau Dr. Steiner zusammen. Sie übte in einem leeren Zimmer,
welches unter dem Arbeitsraum von Dr. Steiner lag (auf der
Etage, wo ich wohnte), einen ganz neuen Tanz ein, den Dr. Steiner
aus den Gesetzen dex Geisteswissenschaft heraus gegeben hatte. —
Während dieser Tanzübungen wurden mir nun in bestimmter Weise
Anweisungen von Frau Dr. Steiner gegeben, durch die Auswahl
der Gedichte, die für die Tänze von ihr gelesen wurden, durch
Anordnungen und Erläuterungen, die sie bei den Tänzen gab.
durch unmittelbar mir gemachte Hinweise. — Durch diese
Anweisungen wurde ich veranlaßt komplizierte Seelenvorgänge
durchzumachen, die, wenn ich sie jetzt aus der Perspektive ansehe
, so beschaffen waren, daß ich zu größter Kraftanstrengung
\eranlaßt wurde, dieselbe aber dazu diente, sozusagen alles zu
opfe n, was einen Menschen in einen Lebenskreis hereinstellt, was
ihn tüchtig und fähig macht zu selbständiger Arbeit.
In dem Maße, in dem ich durch Anweisungen veranlaßt
wurde, z. B. alles eigene Fühlen, späterhin auch Wollen zu opfern,
in gewisser Weise ,,den Weg des Sterbens** zu gehen, wurde mein
Körper ein Werkzeug für den Okkultisten. —
Eine Tatsache sei ausführlicher wiedergegeben. Ein seelischer
Vorgang bestand darin, daß ich im Zusammenhang mit komplizieren
geisteswissenschaftlichen Gedankengängen veranlaßt wurde,
durch größte Willensanstrengung mein Fühlen, das
Herz, zu opfern. Nach diesem Geschehnis war ich dadurch
körperlich und seelisch ganz geschwächt und ich wurde durch
Anweisungen von Frau Dr. Steiner veranlaßt, nunmehr mit mir
geschehen zu lassen, was aus dem Geistigen heraus mit mir geschah
. — Daraufhin wurde wie durch einen Stoß mein Atem in
umgekehrter Richtung gepreßt, jedes Wort, was bei der Gelegenheit
Frau Dr. Steiner sprach, wirkte auch auf den Körper ein.
Während des Vorganges legte Frau Dr. Steiner zweimal ihre eine
Hand auf meine Hände. Die Nacht darauf wurde der Atem \iele
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