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v. — u: Die Anthroposophie ysexuelle Magie" ?
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Stunden in veränderter Richtung gelenkt, wodurch Einwirkungen
auf den ganzen Körper stattfanden. —
Am nächsten Tag kam Frau Dr, Steiner zu mir herunter und
küßte mich zweimal, worauf ich ihr auch zweimal die Hand küßte.
Zwei oder drei Tage danach war ich mit Herrn und Frau
Dr. Steiner zu Tisch eingeladen. Danach sprach Dr. Steiner mit
mir und verordnete mir Eisen wasser zu trinken. Er strich mir
dabei über meine rechte Hand.1)
einige Wochen danach, am 26. Mai, wurde ich schließlich
m Gedanken geführt, die mich veranlaßten, meinen eigenen Willen
gewissermaßen auszuschalten und mich, resp. meinen Körper hinnehmen
zu lassen. Ich dachte dabei in meinem Oberbewußtsein
an das Vaterprinzip. Ich fühlte daraufhin meinen Körper wie
hingenommen und fing an laut zu singen* Ractuca2). Weil ich
in dem Glauben war, daß dies noch eine Folge der mir von Frau
Doktor gegebenen Anweisungen war, ging ich zu ihr hinauf, vor
ihrer Tür das Wort „Ractuca" laut singend. Daraufhin wurde ich
veranlaßt, in das Zimmer von Herrn Dr. Steiner zu gehen. Ich
sang auch dort das Wort laut, küßte Dr. Steiner die Hände und
machte dann innerhalb seines Zimmers und insbesondere hinter
seinem Rücken mit den Händen in der Luft Bewegungen, über die
Dr. Steiner zu einigen Hausgenossen meinte: sie macht wohl
Eurhylhmie (den Namen führt der neue Tanz). Ich wollte daraufhin
durchaus zu Frau Dr. Steiner, stand aber gleichzeitig unter dem
suggestiven Gedanken, die Treppen nicht mehr herunter gehen
zu dürfen. Man trug mich auch herunter in mein Zimmer, dort
machte ich noch eine ganze Zeit, das Wort „Ractuca" singend, im
Zusammenhang mit dem Atem, bestimmte Bewegungen, teilte
daraufhin wie unter Eingebung einem bei mir gebliebenen Mitglied
mit: ,.Es ist ein Kind geboren, ein Kind, das nur im Lufthauch
lebt, geboren von Maria, Benedictus und Ruth** etc. etc. •
Einige Stunden später kam Frau Dr. Steiner zu mir herunter.
In dem Augenblick wurde als Vorstellung vor mich hingestellt ein
Gedicht von Uhland, welches Frau Doktor Steiner während der
Eurhythmie oft gelesen hatte. (Ein Büßer vor einem Mutter-
J) Bemerkung : Diese Besprechung und Verordnung war also wenige
Tage nach der eingreifenden Veränderung des Atems. Wenn J>r. Steiner
wirklich der zuverlässige »Hellseher und Lehrer der Geisteswissenschaft«
wäre, den viele in ihm sehen, dann hätte er doch die stattgefundene Veränderung
erkennen müssen. Späterhin gab er vor, davon nichts gewußt
zu haben. - Oder war er vielleicht doch selber mit der Bewirker obiger Atemveränderungen
?? Ich selbst wurde veranlaßt, an einem Tag eine Art Übung
vorzunehmen, die auf den \tem von Frau Dr. Steiner verändernd einwirkte.
2) Dr Steiner erklärte mir später dieses Wort. Er nannte es ein
geistvolles Vort, das ein Ausdruck für den dreigliedrigen Menschen wäre.
Er wußte also schon damals, daß es sich um einen aus dem Okkultismus
heraus zu verstehenden Vorgang handelte.
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