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272 Psychische Studien. XLIV Jahrg. 6. Heft. (Juni 1917.)
Gottes-Bild.) Es wurde in mir der Impuls hervorgerufen, Frau
Dr. Steiner die Füße zu küssen. Gedanken, die mich verhindern
wollten, dies zu tun, wurden überwunden durch den Begriff des
Opfers, wie er in der Anthroposophie gegeben wird. —
Ich küßte Frau Dr. Steiner die Füße, wurde dann durch Gedanken
veranlaßt, nicht wieder aufzustehen. Man brachte mich
daraufhin in eine Nervenan&talt. Es würde heute zuweit führen,
die dort erlebten Vorgänge ausführlich zu schildern. — Die
ersten Tage handelte ich u. a. unter folgendem Gedanken, der mir
wohl doch suggeriert wurde:
„Es muß etwas geschehen, was aus den Gesetzen der Geisteswissenschaft
heraus verständlich ist, für Nichtkenner derselben wie
ein Wunder wirken würde, und was die Menschen daher unmittelbar
für die Geisteswissenschaft gewinnen würde. Mein Körper
sollte zur Vollführung dieses Experimentes benutzt werden. — Ich
stand u. a. unter dem Eindruck, daß ein ähnlicher Vorgang stattfinden
so! Ite, wie ihn Dr. Steiner in Verbindung mit dem Lazarus-
Wunder in der Bibel schildert. Schokolade, die mir Frau
Dr. Steiner brachte, aß ich, weil sie durch Verdickung des Blutes
das Experiment befördern sollte.:l) —
Man gab mir daraufhin m dem Sanatorium Einspritzungen,
die aber auf den durch die Übungen sehr veränderten Körper statt
beruhigend gerade erregend einwirkten.
Am 19., 25. Juni und 1. Juli waren dann Herr und Frau
Dr. Steiner gemeinsam bei mir. Durch alles Vorangegangene war
ich so geschwächt, daß alle Voraussetzungen da waren, meinen
Körper zu einem Experiment zu benutzen.
' Während des zweiten Besuches von Herrn und Frau
Dr. Steiner, der sicher eine halbe Stunde dauerte, küßte ich Frau
Dr. Steiner die ganze Zeit in bestimmter Lage beide Hände. Bei
diesem Vorgang muß Dr. Steiner mit okkulten Kräften
in unerlaubter Weise gearbeitet haben. Bei dem dritten
Besuch wurde ich veranlaßt Frau Dr. Steiner in andrer Weise die
ganze Zeit beide Hände zu küssen. Auch da muß Dr. Steiner
unerlaubt gearbeitet haben. Verschiedene Tatsachen weisen auf
die Richtigkeit vorstehender Behauptungen hin. —
Welche Vorgänge ich daraufhin an meinem Körper, insbesondere
Unterkörper, durchmachen mußle,*läßt sich mit wenigen
Worten nicht wiedergeben. Zum Teil konnte ich mich nur dadurch
vor dem schützen, was wie Versuchungen an meinen Unterkörper
herantrat, daß ich laut sang, was mich dafür mit meiner
Umwelt in Konflikt brachte.
Es läßt sich nicht schildern, welche Qualen, leiblich und
•*) Das sind ja Tollheiten, die einen gesunden Menschen fürs Irrenhaus
reif machen können' — Red.
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