http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0282
274 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 6. Heft (Juni 1917.)
Qefahr der spiritistischen Versuche und
ihre Abwendung,
Von Dr. med. phil. scient. et lit. Eduard Reich,
Univeisitäts - Professor der Philosophie (z. Z. Holland).
Nicht alle Naturen bleiben unberührt von spiritistischen und
hypnotischen Versuchen; manche Menschen verfallen durch Einfluß
derselben in Leiden größerer oder geringerer Art, ja man
spricht von Verkürzung des Lebens durch diese Experimente. Die
Zahl der Geschädigten ist schwer zu ermitteln weil viele Leute
aus irgendwelchem Grunde erkranken und jene Versuche als Ursache
bezeichnen, um andere Leute ine zu iühren oder sich
wichtig zu machen, indem sie Unheil und Lüge ausposaunen.
Gelangen Anzeigen von Unfällen zur Kenntnis der Verwalter
offenllicher Sicherheit, so beginnen in der Regel Verfolgungen,
von denen oft genug Schuldlose betroffen werden, und die Meteore
wie die Sklaven der Presse schreien Zeter über die rasenden Tölpel
oder luhigen Idioten, welche wirklich Schaden litten, oder glauben,
solchen erlitten zu haben.
Nun aber ereignet es sich, daß die um Hilfe Angerufenen
kein Verständnis haben von den sogenannten geheimen Wissenschaften
, und alles in eine Tonne werfen, was sie nicht begreifen.
Daher kommt es, daß Personen, wre Iche höchste Achtung und
Dank der Bevölkerung verdienen, mit schwarzem Undank belohnt
werden und Verfolgungen erfahren. Diese letzteren verlaufen z.u~
meis* mit Bekundung höherer und höchster Grade von Unwissenheit
und verurteilen sich selbst, auch oft als Handlungen der Mißgunst
, Rache und Bosheit.
Große Mengen akademisch und sozial gebildeter Leute sind
voll von Haß gegen die sogenannten geheimen Wissenschaften und
geben ihren bösartigen Gefühlen mit teuflischer Wollust Ausdruck
bei jeder Gelegenheit; in ihrer Leidenschahftlichkeit überschreiten
sie die Grenzen des moralisch Erlaubten und zu Rechtfertigenden
und beugen das gute Recht dessen, der anders denkt und fühlt,
als sie. Zahlreich ist die Menge derjenigen, welche Amt, Würden,
Gesundheit und Leben verloren, weil sie objektiv Interesse hegten
für die geheimen Wissenschaften und deren unschuldige Pflege»
sei es auch nur Lektüre.
Wunsch der Familie darauf, daß wir vom Abdruck des vollen Namens
vorerst absahen. Man kann die Opfer nichi dadurch mundtot machen,
daß man sie, wie es ja auch im Fall Bamler versucht wurde, für
verrückt erklärt, und wenn die Dame, \sie jetzt behauptet wird,
tatsächlich erblich belastet war, so durften u. E. um so weniger
derartige und in solchem Fatl gesetzlich strafbare Experimente mit
ihr gemacht werden.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0282