http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0286
278 Psychische Studien. XJIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1917.)
vor. Jahres im 53. Lebensjahr in scheinbar bester Gesundheit im
Klassenzimmer des „Radeliffe Cullege44, eines als „Harvard Annex"
unabhängigen Lehrinstituts für studierende Mädchen, zum großen
Schrecken seiner Schülerinnen a? einem Herzschlag gestorben,
nachdem er als „persönlicher Freund des deutschen Kaisers" an
der berühmten Harvard-Universität 14 Jahre lang mit ausgezeichnetem
Erfolg gewirkt hatte. Dieser hochgelehrte ,Erzieher zweier
Kontinente44 im internationalen Unterrichtsdienst war 1863 zu Danzig
geboren, wo er das Gymnasium 1882 absolvierte. Er studierte
Philosophie, Naturwissenschaften und Medizin in Leipzig und
Heidelberg, wurde in Leipzig zum Dr. phil., in Heidelberg zum
Dr. med. promoviert, honoris causa 1901 A. M. an der Harvard-,
1904 L. L. D. an der Washington-Universität und 1907 Litt. D. am
Lafayette College in Amerika. Seit 1887 mit Selma Oppler aus
Straßburg vermählt, war er 1887—1891 Assistent und Dozent an der
Universiiät Freiburg, kam 1903 als Austausch-Professor für Psy-
- chologie und Direktor des psychologischen Laboratoriums an das
Harvard College, wurde 1898 zum Präsidenten der „American Psychologe
Association44, 1908 zum Präsidenten der „American Philo-
sophy Association44 und 1910 zum ersten Direktor des „Amerika-
Institut44 der deutschen Regierung ernannt. Außer mehreren noch
in Deutschland veröffentlichten Büchern schrieb er u. a „The
Americans44, „Principles of Art Edueation44. „Psychologe and In-
dustrial Efficiency44 und „American Patriotism44, 1914 „The War and
America", 1915 „The Peace and America44 im Sinne eines Weltfriedens
; seit 1903 gab er die Zeitschrift „Harvard Psychological
Studies" heraus. Am Tag seines Todes, der durch die Aufregung
über die Wendung der amerikanischen Politik und heftige Zeitungsangriffe
veranlaßt worden sein solf, hatte er seine Wohnung in
Ware street scheinbar gesund verlassen; amerikanischer Bürger
war er nie geworden.
d) Eine dankenswerte Berichtigung eines Mißverständnisses
bezüglich der Person des bekannten französischen
Forschers Durville erhielten wir durch nachfolgende Mitteilung:
„Geehrter Herr Schriftleiter! Ihre Bemerkung auf Seite 56 der
Februar-Nummer der „Psychischen Studien44 [Fußnote der Red.]
über Durville in Bezug- auf die unter dem Einfluß der Kriegsereignisse
in der Zeitschrift „Psychic Magazine44 auftretende Trübung
des Wirklichkeitssinnes, die in Paranoia querulans auszuarten
scheint, erheischt eine Berichtigung, indem dieser Notiz zufolge
anzunehmen ist, dat» der verdienstvolle Forscher Hector Durville
der wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten über Magnetismus
und Fluidalkörper in bestem Rufe steht, für diese unsinnigen Hetzartikel
verantwortlich zu machen wäre. Dem ist jedoch nicht so.
Der Leiter und Herausgeber des „Psychic Magazine44 ist Henri
Durville, ein Sohn des Vorerwähnten, dessen tätigste Mitarbeiterin
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0286