Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 289
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0297
Kaindl: Hpukvorgänge in St. Peter.

2S9

Das Phänomen des Gedächtnisses zwingt ebenfalls zur Annahme
einer zweifach differenzierten Seelensubstanz: einer solchen
welche Eindrücke aufnimmt und bewahrt, und einer andern, welche
sie empfindet. Unter den substantiellen Wesenheiten, welche die
Grundelemente der Persönlichkeit bilden, hätte man also zunächst
zwischen einem perzeptiven und einem mnemischen Grundelemente
zu unterscheiden, von deren gegenseitigem Verhältnisse oder mehr
oder weniger innigem Kontakte möglicherweise die Stärke des Gedächtnisses
, respektive der Empfänglichkeitsgrad des perzeptiven
Elementes abhängt. Die Empfindung ließe sich dieser Anschauung
gemäß entweder definieren als das Innewerden individueller Reaktionen
auf äußere und innere Eindrücke; oder als die eigentümliche
Reaktion des perzeptiven Elements auf, durch äußere oder
innere Eindrücke bewirkte, Differenzierungen des eindrucksempfänglichen
, mnemischen Elementes.

Für das Vorhandensein eines mnemischen Elementes in der
menschlichen Konstitution, sowie für die Abhängigkeit der Gedächtniskraft
von einem innigen, möglichst unmittelbaren Kontakte
dieses Elementes mit dem perzeptiven sprechen unter anderem die
seltsamen Tatsachen, welche uns der bekannte Schweizer Dichter^
Heinrich Zschokke, in seiner, „Eine Selbstschau" betitelten',
Autobiographie berichtet. Diese Tatsachen führten ihn darauf, daß
er im Besitze einer eigenartigen visionären Gabe sei, von welcher
er in obgenanntem Buche folgende Schilderung entwirft:

„Es begegnete mir zuweilen, beim erstmaligen Zusammentreffen
mit einer unbekannten Person, wenn ich schweigend ihre Reden
hörte, daß dann ihr bisheriges Leben, mit vielen kleinen Einzelheiten
darin, oft nur diese oder jene besondere Szene daraus^
traumhaft und doch klar an mir vorüberging, ganz unwillkürlich,
und im Zeitraum weniger Minuten. — Ich hielt solche flüchtige
Visionen lange Zeit für Tändeleien der Fantasie; umso mehr, da
mir die Traumgesichte sogar Kleidung, Bewegung der handelnden
Personen, Zimmer, Geräte und andere Nebendinge zeigten. — Nur
um mutwilligen Scherz zu treiben, erzählt" ich einmal, im traulichen
Familienkreise Kirchberg, die geheime Geschichte einer Näherin,
die sich eben aus dem Zimmer und Hause entfernt haben mochte.
Ich hatte die Person nie vorher gesehen; aber man erstaunte und
lachte, und ließ sich nicht ausreden, daß ich die Verhältnisse der
Besprochenen wisse; denn was ich gesagt, sei vollkommene Wahrheit
. Nun erstaunt* ich nicht weniger, daß meinen Traumbildern
etwas in der Wirklichkeit entspreche. Ich ward aufmerksamer, und
wenn es die Schicklichkeit erlaubte, erzählte ich denen, deren Leben
an mir vorübergegangen v ar, den Inhalt meiner Traumseherei, um
Widei legung oder Bestätigung zu erfahren. Jedesmal aber erfolgte
Bestätigung, nicht ohne Bestürzung derer, die sie gaben. — ,Welcher
Dämon inspiriert Sie? Soll ich wieder an Besessene glauben?4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0297