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290 Fsyefaische Studien. XLIV. Jahr^r. 7. Heft (Juli 1917.)
rief der geistreiche Johann von Riga, als ich ihm in der ersten
Stunde unserer Bekanntschaft seine Vergangenheit erzählte, mit
der erklärenden Absicht, zu wissen, ob ich mich täusche. Wir
rieten lange am Rätsel herum; aber auch sein Scharfsinn konnte es
nicht lösen. — Auf einer Reise, mit zweien meiner Söhne, traf ich
einst mit einem alten Tiroler, der mit Zitronen und Pomeranzen im
Lande umherzog, im Wirtshause des unteren Hauensteins, eines der
Jura-Pässe, zusammen. Er richtete eine Zeit lang die Augen auf
mich; mischte sich in unser Gespräch; sagte: obwohl er mich nicht
kenne, kenne er mich doch; und fing an von meinen Bestrebungen
und Erstrebungen zu erzählen, zu nicht geringem Befremden der
anwesenden Bauern und zur Verwunderung meiner Kinder, die es
belustigte, daß auch Andere die Gabe ihres Vaters häUen. Wie
der alte Zitronenhändler zu seinem Wissen komme, wüßt* er weder
sich selber, noch mir anzugeben. Er schien sich aber doch auf diese
geheime Weisheit etwas einzubilden/' — (S. 318, 320).
Mar könnte im Zweifel sein, ob in solchen Fällen der Seher
seine Kenntnisse aus den psychischen Emanationen oder, vermöge
einem mit der unbekannten Person hergesteilten Rapport, aus ihrer
Psyche selbst schöpfe, wenn es nicht Tatsachen gäbe, wo ein
solches Wissen auf dieselbe Weise aus Gegenständen erlangt wurde,
die psychischen Emanationen längere Zeit hindurch unmittelbar
ausgesetzt waren, was beweist, daß solche individuelle Ausstrahlungen
nicht nur mnemisch modifiziert., sondern auch auf leblose
Gegenstände verladbar sind. Im Hinblick auf die eben angespielten
Tatsachen sah sich der bekannte englische Physiker Oliver Lodge
veranlaßt, folgender Ansicht zuzuneigen:
„Ich habe Grund zur Annahme, daß eine Spur von Individualität
an irdischen Gegenständen haften bleiben kann, vage und fast
unwahrnehmbar schwach, aber doch erkennbar für gewisse Personen
, die geeignete Fähigkeit dazu besitzen." („Life and Matter*4).
Schon aus Tatsachen dieser Art, die nur von grandioser Unwissenheit
geleugnet werden können, geht unzweifelhaft hervor,
daß die eigentlichen Träger der Persönlichkeit und ihrer Kräfte
und Fähigkeiten nicht physischer, sondern überphysischer Natur
und vom materiellen Organismus trennbar sind, welche Fakta vorläufig
genügen mögen, um nicht nur die Möglichkeit einer externen
Persönlichkeitsspaltung darzutun, sondern auch die Möglichkeit
einer außer- oder überphysischen Existenz der Persönlichkeit.)
"•) Der Knabe von Öt Peter ist jetzt zum zweitenmal im Krankenhaus
der Barmherzigen Schwestern in der Herrengasse hierorts interniert.
Der Primarius der Anstalt, wo nicht einmal Graf N. Zutritt erhält, ist ein
Operateur von Ruf, Dr. Urban. A. K.
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