Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 291
(PDF, 154 MB)
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Kuhn: Injecta.

291

Injecta.

Von Karl Kuhn (Nürnberg).

„Zu den auffallendsten und unglaublichsten Erscheinungen des
Hexenwesens gehören die auf übersinnliche Weise in den menschlichen
Leib aufgenommenen oder — nach der Ausdrucksweise der
Früheren Zeit — in ihn „hineingezauberten" Gegenstände, die In-
jecta, welche . . . durch Erbrechen, Stuhlgang und Auseiterung:
fortgehen" oder nach dem Tode bei einer Sektion gefunden werden.
Mit diesen Worten definiert der verstorbene Carl Kiesewetter*),
wohl der gewiegteste Kenner des mittelalterlichen Zauberwesens,
die Injecta, die ohne Zweifel die merkwürdigste Art des Male-
fiziums bilden.

Nach Kiesewetter kommen Injecta bei allen Völkern vor und
sind auch zu allen Zeiten nachweisbar. Die Ansicht der Ärzte,
daß die Injecta zwar in der Tat aus dem Körper kommen, aber ihm
vorher auf sehr natürliche Weise durch Allotriophagie, Zufall oder
bei Hysterie einverleibt worden sind, glaubt Kiesewetter durch
folgende Eigentümlichkeiten echter Injecta widerlegen zu können:

1. Die Ausscheidungen der Exkretionen ist in der Regel von
mediumistiseh - somnambulistkehen Erscheinungen begleitet oder

2. die Umstände liegen so, daß Allotriophagie und Ausscheidungeines
zufällig verschluckten Gegenstandes, wie zum Beispiel einer Nadel,
durch Stuhlgang, Auseiterung u. s. w. gänzlich ausgeschlossen ist.

Da die Injecta allen landläufigen physischen und physikalischen
Gesetzen zu widersprechen scheinen (Kiesewetter), und da solche
grob sinnliche Vorfälle bei einem tatsächlichen Hintergrund ein handgreiflicher
Beweis für die Unzulänglichkeit unserer naturwissenschaftlichen
Erkenntnisse wären, so habe ich mich lange Zeit mit
vorliegendem Gegenstand beschäftigt. Um das Ergebnis meiner
Studien vorwegzunehmen, sei gesagt, daß die Injecta zweifelsohne
aus der Liste der okkultistischen Erscheinungen des mittelalterlichen
Zauberwesens zu streichen sind. Auch eine solche negative
Erkenntnis ist begrüßenswert, da die Injecta selbst an die Hypothesen
überzeugter Okkultisten kühne Ansprüche stellten.

Zu Kiesewetters erstem Grund für die Echtheit der Injecta,
die mediumistiseh-somnambulen Begleiterscheinungen, ist zu bemerken
, daß diese durchaus nicht in einem kausalen Verhältnis
zu den ausgeschiedenen Gegenständen stehen müssen. Es ist
vielmehr ein anderer Zusammenhang viel wahrscheinlicher und
natürlicher: bei mediumistiseh - somnambulen Phänomenen ist in
der Regel Hysterie eine Begleiterscheinung und gerade bei Hysterie
ist die merkwürdige Lust zur Aufnahme und zum Verschlucken
von allen möglichen Gegenständen sehr häufig zu beobachten
. Unter Umständen könnte noch die magische Attraktion

**) Kiesewett<T, Die Gebeimwissen«clialt^n. Leipzig 1894. Bd. II. S. 611.


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