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294 Pvvdrsche Studien. XLIV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 19 7.)
eine Verletzung zu hirterlassen, aus der Haut hervorzugehen
seheinen, so bleibt es nach Kiesewetter zweifelhaft, ob sie von
innen oder von außen kommen. Schon im 16. Jahrhundert hielt
man „solche Fälle meist für ein Blendwerk des die Besessenen
, plagenden Teufels, der diese Dinge so schnell herbeibrächte, daß
sie aus dem Körper zu kommen schienen.4' Das ist zweifelsohne
die richtige Erklärung; nur haben wir den Teufel nicht außerhalb
der Besessenen zu suchen, sondern er ist ein Teil ihres gespaltenen
Bewußtseins. Der Umstand ist nach Wier auch beweisend, daß die
ausgebrochenen Gegenstände nicht mit MageninhaL vermischt seien.
Zu der merkwürdigsten Art der Injecta gehören die anscheinend
erbrochenen oder durch den Stuhlgang entfernten Tiere, wie etwa
Frösche, Schlangen usw., worüber Berichte aus allen Zeiten zahlreich
vorhanden sind. Wenn z. B. van Helmont beobachtet
hat, wie Aale und Schlangen mit dem Stuhle weggegangen sind,
so dürfen wir wohl mit großer Sicherheit einfach den Abgang von
Eingeweidewürmern annehmen. „Auch Peter Borel (1620—1678),
Leibarzt von LudwigXIV., erzählt, daß er von einem Patienten Erbsen,
Kieselsteine, Haarballen und kleine Frösche habe fortgehen sehen.*4
(Kiesewetter S. 619). Der Abgang von Erbsen, Kieselsteinen und Haarballen
, die durch den Mund einmal aufgenommen wurden, ist nichts
Absonderliches. Anders steht die Sache mit den kleinen Fröschen.
Leider ist bei Kiesewetter nichts Näheres über den Erhaltungszustand
der abgegangenen Tiere angegeben. Von Tierversuchen her ist bekannt
, daß sogar lebende Frösche von den Verdauungssäften in dem
Magen eines Hundes angegriffen werden. Ob dies auch beim Menschen,
speziell bei Erkrankung des Magendarmkanals der Fall ist, ist unbekannt
. Erwähnt sei hierzu, daß der gleich zu besprechende
„Froschschlucker44 größere Fleischstücke nach 3' 2 Stunden in kaum
angedautem Zustand wieder aus dem Magen heraufbrachte. „Johann
Fab e r, Leibarzt Ludwigs XIII. und Mitbegründer der berühmten
Academia dei Lincei, welcher auch Galiläi und Porta angehörten,
beobachtete erbrochene Kröten und Schlangen, und en<Jjieh der
Leibarzt des großen Kurfürsten, Timäus von Güldenklee H6()0
bis 1667) vier ganz gleiche Fälle.44 Ab und zu werden auch jetzt noch
von Zeitungen ähnliche Vorkommnisse berichtet und es ist an ihrer
Realität durchaus nicht zu zweifeln. Aber wir haben es hier nicht
mit ähnlichen Vorgängen wie bei den spiritistischen Apporten lebender
oder toter Tiere zu tun, sondern es handelt sich um recht natürliche
Vorgänge, wie für jeden klar ist, der im Jahre 1913 die öffent-
ichen Schaustellungen des „Froschschluckers44 Hermann W. gesehen
hat. Hermann W. wurde in München durch Dr. med. v. Gulat-
We 111* n b u r g röntgenologisch untersucht und dieser berichtet
darüber in der Münchener medizinischen Wochenschrift Nr. 46, 1913.
Hermann W. trank bis 4 Liter Wasser auf einmal und schluckte
dann bis zu zwanzig lebende Frösche und Goldfische, hält diese
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