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Böhm: Ein neuer Weg.
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Ich glaube, die angeführten Beispiele genügen, um Kiesewetters
Ausspruch: „in ihrem eigentlichen Wesen aber sind die In-
jecta noch heute wie vor dreihundert Jahren ein physiologisches
Rätsel" (S. 628) völlig zu widerlegen.
Wenn nun in den hier angeführten Fällen eine Durchdringung
des Stoffes durchaus zu bezweifeln ist, so ist doch zu bemerken,
daß die moderne Wissenschaft solchen Ideen nicht völlig ablehnend
gegenübersteht. Allerdings auf einem anderen Gebiete; aber das
ist für das Wesen der Sache gleich. Nach den heutigen Anschauungen
über die Konstruktion der Materie ist eine gegenseitige
Durchdringung des Stoffes durchaus möglich, falls die bewegte
Materie nur genügend große Geschwindigkeit angenommen hat.
Solche rasch bewegte Stoffteilchen liegen z. B. in den ^-Strahlen
der radioaktiven Substanzen vor. a-Strahlen sind nichts anderes
wie positiv elektrisch geladene Atome des Edelgases Helium von
etwa 10000—20000 km Geschwindigkeit in der Sekunde. Helium
ist bei gewöhnlicher Temperatur ein sehr leichtes Gas, das auch
in der atmosphärischen Luft in kleiner Menge (0,0004 Volumprozent
) enthalten ist. Haben Heliumatome eine Geschwindigkeit
von 20000 km in der Sekunle, so durchdringen sie dünne Schichten
von Glas, Metallen usw., wie Rutherford und Royds im
Jahre 1909 sehr schön experimentell gezeigt haben. Diese Versuche
haben in den Kreisen der Nichtphysiker nicht das genügende
Erstaunen hervorgerufen, obwohl es sich um nichts Geringeres als
um eine Durchdringung des Stoffes handelt. In einem einleuchtenden
Beispiel ausgedrückt, besagt jener Versuch von Rutherford und
Rovds nichts Anderes, als daß auch eine Gewehrkugel von entsprechender
Geschwindigkeit, ohne irgend eine Beschädigung oder
ein Loch zu hinterlassen, eine Schicht Materie durchdringen könnte.
Ein neuer Weg.
Voii Dr. phil. .To.«. B ö h m , Nürnberg.
Schluß von Seite 24P.)
II.
Hieran anschließend sollen einige Beobachtungen über das
Verhalten von Hunden und Erscheinungen beim Menschen angeführt
werden.
Es ist bekannt, daß gerade sehr lebhafte, leicht reizbare H«nde
sich mit großer Vorliebe in die Sonne legen, während die mehr
phlegmatischen den Schatten und das Dunkel vorziehen. Zweifellos
ist, daß die ersteren sich im Sonnenlicht wohl fühlen. Der
Grund hierfür dürfte darin liegen, daß durch die ultravioletten
Strahlen die beim sanguinischen Temperament vorhandene zu große
negative Ladung abgeschwächt wird, oder besser ausgedrückt:
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