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Wolfram: Gegen Unwahrheiten — Tatsachen. 315
Gegen Unwahrheiten — Tatsachen.
Von Elise Wolfram (Leipzig.1)
Das Fräulein Ruth von —u— erzählt im Juniheft der „Psych.
Studien44 unter dem Titel: «Die Anthroposophie sexuelle Magie?»,
daß sie als Schülerin Dr. R. Steiners durch Übungen, Anhören von
Gedichten, die für andere rezitiert wurden, durch Händedrücke,
durch den Rat, das überall käufliche Mineralwasser Reneegne zu
trinken, ein Kind geboren habe ), das im Lufthauche lebe, „geboren
von Maria, Benedictus und Ruthu. Sie erzählt ferner noch, daß Herr
und Frau Dr. Steiner mit Hilfe von „Impulsen" und Schokolade ein
unerlaubtes Experiment mit ihr zu machen versucht hätten, und daß
sie diese \ orgänge als Versuchungen empfunden habe, die an ihren
Unterkörper herantraten.
Für diejenigen, die, — trotzdem der Artikel so offenbar den
Stempel des Aberwitze«? und Unsinns trägt, — dennoch glauben,
daß doch vielleicht etwas von den Behauptungen der Wirklichkeit
entspräche, seien dieser Sammlung krassester Unwahrheiten nicht
Gegenbehauptungen, sondern einfach die Tatsachen der Wirklichkeit
entgegengestellt. Fräulein Ruth von —u— war niemals Schülerin
Herrn Dr. Steiners [? RedJ ) und hat niemals, weder von von ihm,
noch von Frau Dr. Steiner „Übungen" irgend welcher Art erhalten.
!) Verfasserin, Vorsitzende des „Zweiges Leipzig der Anthroposoph.
Gesellschaft4% wirft uns in ihrem Begleitschreiben vor, daß wir in unseren
Fußnoten auf S. 272, 273 u. 274 des Junihefts ostentativ" g^gen diese Gesellschaft
Stellung genommen", bevor wir ihre Entgegnung kannten. Wir
haben dort lediglich unserer U Überzeugung mit Gründen, die durch obigen
Artikel nicht widerlegt sind, nach bestem Wissen und Gewissen Ausdruck
gegeben und es bedurfte nicht des „Appells an die Loyalität des Redakteurs",
um ihrer Verteidigung unbeschränkte Aufnahme zu sichern. Nachdem nun
aber der Fall Steiner so gründlich erörtert ist, daß die Leser aus dem pro
und contra sich selbst ein Urteil bilden können, et teilen wir noch dem Herrn
Hof rat Seiling das Schlußwort, und können dann höchstens noch kurze
sachliche Berichtigungen bezw. personliche Erklärungen zulassen. — Red.
Ist ja nicht wahr! Sie sagt auf S. 271 nur, sie habe damals,
naciidem man sie nach der ihr zuteiigewordenen suggestiven Behandlung in ihr
Zimmer heruntergetragen, wo sie noch eine ganze Zeit das Rätselwort „Ractuca"
?ingend die ihr vorgeschriebenen Atembewegungen machte", solchen Unsinn
einem bei ihr gebliebenen Mitglied „unter Eingebung" «N. B. Steiner'sche
Lehre' ,mitgeteilt". Wenn man den klaren Wortlaut des Textes so geflissentlich
verdreht, lohnt es sich kaum weiterzulesen, weil man sich,
wenn man keinen „Dolus" annehmen will, unwillkürlich fragt, ob nicht die
geehrte Frau Einsenderin selbst geisteskrank ist. — Red.
•*) Auf jeden urteilsfähigen Leser mußte wohl der psychologisch bezw.
psychiatrisch sehr interessante Aufsatz des Fräulein v. — - den Eindruck
machen, daß sie die Lehren des warmfühlenden, ihr geistig überlegenen
Denkers, in welchem sie mit jugendlicher Begeisterung ihren Meister verehrte
, so tief in sich aufgenommen hat, daß man sie, um dem ganzen peinlichen
Zwischenfall einen verklärenden Abschluß zu geben, vielleicht mit jener
schwärmerischen Maria von Magdala vergleichen könnte, die dei Königsberger
Dichter Albert Dulk vor vielen Jahren zum Angelpunkt seines fesselnden,
die Jesuslegende behandelnden Dramas , Jesus der Christ" gemacht hat, nur
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