Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 345
(PDF, 154 MB)
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Wernekke: Heber die Unsterblichkeit der £cee.

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oder mechanische Vorgänge, so ist zweifellos der Materialismus
die nächstliegende Welthypothese, und man läßt sich dann in seiner
Theorie nicht durch den Hinweis stören, daß z. B. die organischen
Lebensprozesse oder die seelischen Vorgänge aus materialistischen
Grundsätzen nicht zu erklären sind. Entweder setzt man allen derartigen
Erörterungen das agnostische „Ignorabimus" als unüber-
steigliche Grenze des menschlichen Wissens entgegen, oder man
verweist auf die Naturwissenschaft der Zukunft: hat unsere
Forschung mit der Atomentheorie schon so viele Rätsel gelöst, so
wird sie wohl auch einmal das Rätsel des Lebens und des Bewußtseins
lösen.

Und ebenso ist es mit dem Pantheismus. Seine Anhänger erblicken
den Weltlauf nur im ewigen Flusse, worin alle individuellen
Formen wechseln und sich auflösen. Für den Eigenwert der Persönlichkeit
haben sie kein Auge. Warum soll man also das Weltproblem
nicht vereinfachen und nur ein einziges Urwesen annehmen,
das überall nur in verschiedenen Zeiten, Momenten, Entwicklungsstufen
oder Offenbarungsformen erscheint?

Schließlich muß man seinen Standpunkt nach eigener persönlicher
Entschließung wählen. Kein Scharfsinn vermag der Philosophie
diesen Zug der Unwissenschaftliehkeit zu nehmen — wenn
man nämlich unter Wissenschaftlichkeit eine unparteiische Allgemeinheit
versteht, wie sie z. B. den Sätzen der Mathematik eigen
ist. Die Folge davon ist nun, daß die Gründe zur Leugnung der
Unsterblichkeit der Seele, die man aus einer solchen allgemeinphilosophischen
Weltanschauung schöpfen möchte, nur auf einen
mehr oder weniger deutlichen Zirkelbeweis führen. Blieb bei der
Aufstellung der Welthypothese der Selbstwert der besonderen
Persönlichkeit ausgeschlossen und konnte man sich darnach mit
dieser oder jener Fassung zufrieden geben, so sucht man dann aus
der angenommenen Hypothese die Unmöglichkeit jenes Ewigkeitswertes
herzuleiten, d. h. man leugnet die Unsterblichkeit, weil man
den Glauben daran ausgeschlossen hatte.

Ob es sich aber anders verhält mit der gegenteiligen Erwägung
, die den Unsterlichkeitsglauben führen will? Hier hat man
unleugbar Beweise für diesen Glauben zu liefern versucht. Wir
werden einige dieser Beweise für die Unsterblichkeit der Seele
prüfen. Um sie in mustergültiger Form zu finden, wenden wir uns
an Plato, den größten Denker des Altertums, und an Kant, den noch
heute anerkannten Meister der neueren Philosophie.

Plato hat der Unsterblichkeitsfrage eine besondere Schrift
gewidmet, den Phaedon, worin das Gespräch geschildert wird, das
Sokrates am Tage seines Todes durch den Giftbecher im Gefängnis
über diesen Gegenstand führte. In den Mund des verehrten
Lehrers Kgt Plato seine Beweise für die Unsterblichkeit der Seele.
Sie lassen sich in folgende vier Hauptpunkte zusammenfassen. Bei


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