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Sonklai: „Nur in der Wahrheit int Weisheit
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sjitationsübungen, die Steiner während seiner esoterischen Schulung
in der Theosoph. Gesellschaft durch Frau A. Besant erhalten und dann
weiter gab. Diese haben nichts mit der Entfaltung magischer
Kräfte und mit Zauberei zu tun, wie es bei der Kabbala der Fall ist,
deren Praktiken durch Steiner nun irrtümlich als Rosenkreuzertum
verbreitet werden. (Zur Aufklärung hierüber vergl. die Schriften
von Frau Blavatskv und Dr. Franz Hartmann über „Okkulte Schulen
der Magieu, Vollraths Verlag Leipzig).
Was die Vermutung des Fräulein Ruth v. —u—• anbetrifft,
Dr. Steiners Methode wäre als „sexuelle Magie* zu bezeichnen,
so dürfte dieselbe in gewissem Sinne vollauf berechtigt sein,
wenn man Dr. Steiners Auffassung der Freimaurerei in seinen
diesbezüglichen kabbalistischen Vorträgen kennt. Es soll damit
durchaus nicht gesagt werden, daß damit unmoralische Zwecke
verfolgt werder, wohl aber zeitigen von jeher solche fragwürdige
Lehren, die alle als „Hatha Yoga" bei der reinen Ario-indischen
Esoterik verrufen sind, schädliche Resultate im Seelenleben der
«„Schüler*. — Daher nehmen Sie es mir nicht übel, geehrte Frau
Wolfram, wenn ich bei aller Hochachtung vor Steiners Rednertalent
und seiner Intellektualität hinsichtlich insbesondere seiner
theatralischen Begabung ihn als gefährlichen „Seelsorger* betrachte
und seine „okkulte Schule' als eine Tretmühle für Steinersche
Zwangsvorstellungen bezeichnen möchte, durch die seine
Schüler selbst zu Maschinen werden und geistige Sklavenarbeit
\ errichten zur größeren Ehre — Steiners. Vornehme, feinempfindende
Naturen wie Ruth v. -u- verlieren dabei leicht ihr seelisches
^Gleichgewicht; robuste ehrgeizige Ich-Naturen, Ego-sophen, ihr
moralisches Unterscheidungsvermögen und ihren W'ahrheitssinn. r-
Nimmermehr kann ein solcher Weg uns in „höhere Welten*, in das
Land der Wahrheit führen. — Das ist das Wesentliche, das wir
aus dem „Falle Steiner*, und auch aus Ihren Betrachtungen lernen
können; und für diese Erkenntnis schulden wir Ihnen aufrichtigen
Öank; womit ich die Ehre habe mich Ihrem freundlichen Andenken
zv empfehlen.
Alice von Sonklar-Innstädten.
*) Obschon das* Wesentliche dieses „offenen fcritfs" schon aus dem
früher eingesandten Beitrag der sehr geehrten Verfasserin, den wir in Abt. III
»-um Abdruck bringen, zu entnehmen ist, glaubten wir unsern Lesern die
«l&rin enthaltenen näheren Einzelheiten mit Rücksicht auf ihre große Wichtigkeit
zur Beurteilung des I4alles Ruth v. -u- nicht vorenthalten zu dürfen.
Red.
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