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398 Psychische Studien. XL1V. Jahrg. 8.-.9 Heft. ^Aug.-gep^. 1917;
III. Abteilung.
Fagesneuigkeiten, Nctizin u. dergl.
Ein neues Opfer der Steiner-Schulung.
Die Rechtfertigung dieser Überschrift dürfte der Inhalt des
nachfolgenden Schreibens bilden, das uns (mit dem Vermerk: „Mili-
täriseherseits unter Kriegsrecht geöffnet44) am 22. Juni er. von
einem Herrn Dr. i— aus der Schweiz zuging. Es ist bezeichnend
Hir den gegen „abgefallene44 Mitglieder der „Anthropos. Gesellschaft"
von fanatischen Anhängern Steiner's ausgeübten, auch in den Fällen
Bamler und von — u— sehr unliebsam hervorgetretenen unmoralischen
Hochdruck, der an englische Tyrannisierung Andersdenkender
erinnert, daß der Herr Einsender uns nachträglich bat, von der
Bekanntgabe seines Namens und jetzigen Wohnorts lieber abzusehen,
indem er u. a. schreibt: „Da tatsächlich die anthroposophische
Kamorra auch in der Schweiz tätig ist und ich als kranker Ausländer
hier verweile, so befürchte ich mit Grund, daß die Veröffentlichung
meines iNamens mir von Seiten der zahlreichen hiesigen
Mitglieder gehässige, ev. sogar gefährliche Verfolgungen und
Schwierigkeiten mancher Art zuziehen könnte.44 — Der unbefangene
Leser wird wohl von den Mitteilungen des Einsenders den Eindruck
erhalten, daß auch in diesem Fall eine leiblich und seelisch gleich
schädigende Wirkung der Steineichen „Meditationen44 vorliegt,
bezw. daß seine zum Teil falsch, zum Teil garnicht verstandenen
Lehren und magischen Anweisungen bei manchen seiner Schüler
und Schülerinnen eine an Geiscesstörung grenzende oder solche
begünstigende Wirkung haben, gegen welche rachgerade, wenn
nicht die geistige Gesundheit weitester Volkskreise gefährdet
werden soll, von Seiten des wissenschaftlich gerichteten Okkultismus
Einsprache erhoben werden muß. Das Schreiben lautet: „S.
g. H. Prof.! Durch die Artikel in den „Psych. Studien44 inbezug
auf den „Fall Steiner4 veranlaßt, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen
folgendes mitzuteilen: Im Jahre 1911, als ich wegen meiner Studien
über Religionsgeschichte und Mystik in Berlin weilte, wurde ich
Mitglied der „Theosophischen Gesellschaft'4 („Deutscher Sektion44),
in welcher Herr Dr. Rudolf Steiner Führer war. Seine gedruckten
Schriften und seine öffentlichen Vorträge im „Architekten-Haus44
welche den Schein einer objektiven Wissenschaft trugen, bewegten
mich zu diesem Schritte. Doch bemerkte ich bald, daß hinten
dieser Objektivität etwas ganz Anderes verborgen lag, und i\\ ar
etwas unbedingt Gefährliches. Deshalb bin ich dann im
Sommer 1913 aus jener Gesellschaft wieder ausgetreten.
Sehr viele Mitglieder der „Theosophischen Gesellschaft", die sich
jetzt „Anthroposophen" nennen, waren (und sind) extreme Anhänger
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