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Honklar: Zur Verteidigung einer Unglücklichen. 401
hauptet: Steiner habe es fertig gebracht, durch einen okkulten Trick
seine erste Frau, als sie ihm unbequem wurde, „astral zu strangulieren
. u Man darf auf nähere Begründung dieser Beschuldigung
gespannt sein. M. Seiling.
Zur Verteidigung einer Unglücklichen,
der durch ihre Einsperrung in die Landesirrenanstalt Eberswalde
jetzt mundtot gemachten Berliner Studentin Frl. v. — u — erhielten
wir nachstehende wahrhaft erschütternd wirkende Einsendung,
welche wohl in den Augen jedes unbefangenen Lesers als eine
schwere Anklage gegen Herrn Dr. R. Steiner und dessen fanatische
Anhänger erscheinen muß:
Innsbruck-Mühlau (Villa Edelweiß), d. 1Ü Juli 17.
„S. g. H. Prof! Gestatten Sie mir als Abonnentin der geschätzten
Zeitschrift „Psychische Studien" im Interesse der Wahrheit
folgende Mitteilungen. - Frl. Ruth v. — u —, die zum „Fall
Steiner44 ihre Erfahrungen mitteilt, hat über ein Jahr in meiner
Wohnung in der Motzstr. 17 Berlin (1 heosophisches, später Anthro-
posophisches Hauptquartier) gelebt, war meine Zimmernachbarin
und Freundin meiner Tochter, die sie auf Anraten Steiners unterrichtete
. Frl. v. — u. — hat oft mit mir über die esoterischen
Uebungen, die wir von Dr. Steiner erhielten, gesprochen und viel
Zeit denselben gewidmet. Auch war sie stets anwesend
bei den Schülerversammlungen von Dr. Steiner,
der sogenannten E. S., an denen nur Schüler teilnehmen durften
n.nd wo die Hebungen, wie sie Dr. Steiner nach Frau B e s a n t 's
Esoterischer Schule (in der er Jahre lang war) und nachher
auch in anderer Form gab, von ihm selbst erklärt wurden. Frau
E. Wolfram war auch oft bei diesen Zusammenkünften anwesend,
und ist es daher eine bewußte (1 n w a h r h e i t, wenn sie bestreitet
, daß Frl. Ruth v. — u.— eine Schülerin Steiners war. —
Ich möchte hier meine Entrüstung darüber aussprechen, wie dieses
arme, stets edeldenkende und feinfühlende Mädchen, das Dr. Steiner
mir gegenüber sogar als „Führerin4* und Freundin meiner damals
sechzehnjährigen Tochter anempfohlen hat, derartigen Verläumd-
ungen ausgesetzt worden ist! Kein Wunder, wenn sie infolge
dessen ihr seelisches Gleichgewicht dann zeitweise verliert. Sie
war in den Jahren 1909- 1913, wo ich mit ihr verkehrte, stets
ausgeglichen und harmonisch in ihrem Wesen, keine Spur von
Hysterie oder gar Perversität; wie hätte sonst der „Seher44 (?!)
Steiner sie uns als Lehrerin anempfehlen können ? Da ich die
Steiner-Richtung wegen der immer deutlicher zu Tage tretenden
Verlogenheit Steiners verließ und Frl. Ruth v. — u. — wie alle
anderen Anthroposophen mir dies übelnahmen, habe ich seit dem
Jahre 1913 Frl. v, ~-u.~ wenig mehr gesehen, doch verkehrte
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