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408 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 8.-9. Heft. ^Aug.-Öept. 19 i? )
nähme am Kriege hat er durch seine Leipziger Rede „Ober den
wahrhaften Krieg44 und sein Buch „Die Nationen und ihre Philosophie
" betätigt. Bei der Trauerfeier für Karl Lamprecht im Mai
1915 hielt Wundt die Gedächtnisrede, die eine glänzende Charakteristik
des verstorbenen Meisters der Geschichtsforschung darstellte.
Aus Wundts Schule sind zahlreiche bekannte Forscher hervorgegangen
. Nach dem Muster seines Leipziger Forschungsinstituts
sind außer in Deutschland psychologische Forschungsinstitute in
England, Frankreich, Italien und Amerika gegründet worden, also
in all den feindlichen Ländern, in denen jetzt die deutsche Wissenschaft
und Kultur herabgesetzt und verkleinert wird. („Württ.
Zeit." Nr. 169 vom 23. Juli 1917.) — Von Wundt's Werken erwähnen
wir noch: „Lehrbuch der Psychologie", 4. Aufl. 78; „Grundztige
de»* physiologischen Physiologie", 4. Aufl. 93, „Essays" 85, „System
der Philosophie, 2. Aufl. 97, „Grundriß der Psychologie", 3. Aufl.
98, und sein wahrhaft klassisches Hauptwerk: „Ethik", 2. Aufl. 92;
seit 1883 war er Herausgeber der musterhaft redigierten „Philosoph,
Studien41.
c) Die Hypnose bei Tieren. Bei Tieren gibt es einen
Zustand, der äußerlich betrachtet mit dem, was beim Menschen Hypnose
genannt wird, Ähnlichkeitbesitzt Vielfach und vorzugsweise von
Laien ist versucht worden, Zusammenhänge zwischen der tierischen
und menschlichen Hypnose festzustellen. Man wollte sogar aus der
Ergründung der tierischen die menschliche Hypnose ableiten.
Namhafte Physiologen, wie Verworn, haben schon gezeigt, daß alle
bisher an Tieren beobachteten Erscheinungen nichts mit den gleichen
beim Menschen zu tun haben, sondern daß es sich bei den Tieren
um Hemmungserscheinungen handelt. In neuester Zeit hat der
Wiener Physiologe Prof. K r e i d 1 sich mit dem gleichen Gegenstand
beschäftigt und vor der k. k. Gesellschaft der Ärzte einen
Vortrag über das Wesen der tierischen Hypnose und ihre Beziehungen
zur menschlichen gehalten. Er hat sich dabei zur Vorführung
seiner Versuche des Films bedient. Wenn ein Tier, ein Huhn oder
eine Taube in eine ungewöhnliche Lage gebracht wird - es genügt
schon, es einige Zeit festzuhalten —, dann wird das Tier ruhig und
unbeweglich, wenn man es losläßt. Frösche, Salamander und
Fische, also Tiere, die von selbst niemals in die Rückenlage kämen,
braucht man nur einfach auf den Rücken zu legen. Hunde, Mäuse
oder Meerschweinchen müssen zeitweilig unbeweglich gemacht
oder in eine Lage gebracht werden, die für sie ungewohnt ist, wenn
sie nachher im Zustand der Starre verharren sollen. Besonders
fesselnd sind die Beobachtungen an Fröschen. Nimmt man einen
lebhaften Frühjahrsfrosch und legt ihn auf den Rücken, so wird er
sich rasch wieder umkehren oder nur kurze Zeit unbeweglich
bleiben. Anders der ausgehungerte Winterfrosch, der durch diesen
Hunger auch in seinem Zentralnervensystem geschädigt ist. Er
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