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410 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 8.-9. Heft. (Aug.-Sept. 1917)
blätter für Technik, Industrie und Gewerbe*, Nr. 7—9 und 10—12
Verlagsbuchhandlung Fr. Zillessen, Berlin C. 19. -
Swedenborg (1688 1772), bis zu seiner Nobilitierung im Jahre
1719 Swedberg geheissen, dessen Schriften bekanntlich den Gründer
der TPsych. Studien" Aksakow zum Studium der spiritistischen
Phänomene veranlaOten, ist den meisten nur als der geistergläubige
Visionär und als Begründer der mystisch-religiösen Gemeinschaft
der Swedenborg]aner oberflächlich bekannt. ~I>aß er zu
seiner Zeit eine hocbangesehene Leuchte der Wissenschaft war,
dessen universelle Kenntnisse, verbunden mit erstaunlicher Schaffenskraft
und unennüdliehom Fleiß die höchste Bewunderung verdienen,
war über den theosophischen Spekulationen und Visionen des
alternden Gelehrten fast bis Mitte vorigen Jahrhunderts vergessen
gewesen, wo !J. J. Berzelius (1842) zuerst auf seine bedeutsamen
geologischen und paläontologischen Forschungen aufmerksam machte,
während nachher andere seine Verdienste um Anatonii s und Pysio-
logie, sowie namentlich Svante Arrhenius (1908) seine umfassenden
Kenntnisse in Astronomie und Kosmogonie ins rechte Liebt stellten
In obiger mit dem schönen Porträt des großen Mannes geschmückter
stren ^wissenschaftlicher Abhandlung gibt der sehr geschätzte Mit-
arbeker der „Psych. Stud." zunächst eine klare Uebersicht über
Swedenborgs größtenteils nui in Manuskripten hinrerlassenen Werke,
seinen umfassenden Briefwechsel, sowie über die bisherige Swedeu-
horgliteratur und verweilt dann ausführlicher bei meiner Bedeutung
als praktischer Ingenieur und seinen Beziehungen zur Luftschiffahrt
. Die beiden einschlägigen Texte — die von B. L Tafel in
seiner großen photolithographischen Reproduktionsausgabe der hinter-
lassenen Handschriften B. I veröffentlichte detailierte Beschreibung
der von ihm erdachten Flugmaschme und sein im yDaedalus Hy-
perboraeus" 1716 erschienener Aufsatz darüber - erscheinen hier
zum ersten Mal in deutscher Uebersetzung und Erklärung mit
Konstruktionsbeschreibung und Abbildungen. Swedenborg hat die
Bedeutung des aerostatisehen Prinzips für die Luftschiff fahrt offenbar
noch nicht erkannt. Es handelt sich bei ihm um einen Gleitflugapparat
ohne Motor und mit Pendelstabilisator den der Führer
durch Verlegung des Körpergewichts und unter Ausnutzung des
Windes lenken sollte; bei Windstille ist der Apparat nicht verwendbar
. Bekanntlich führten zu greifbaren Erfolgen erst in unserer
Zeit die Spezialstudien und die praktischen Versuche mit Gleit-
und Segelflug, wie die 1881 veröffentlichten dreißigjährigen Vogei-
flu^studien des Franzosen Mouiiiard und die Gleitflugversuche
LilienthaFs, die als der Ausgangspunkt für das moderne Flugwesen
anzusehen sind, dessen eminent, praktische Bedeutung erst der Weltkrieg
mit seiner vernichtenden Wirkung bewiesen hat. Die ausgezeichnete
Studie Klinckowstroems dürfte in Fachkreisen Aufsehen
erregen. Fritz Freimar.
Gegabung und Studium von Eduard Spranger/ a. o. Professor der
Philosophie und Pädagogik an der Universität Leipzig. 2 Mark.
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig.
Lie Grundsätze „Freie Bahn den Tüchtigen* und „Der rechte
Mann an die rechte Stelle14, die für die Arbeiten des deutschen Ausschusses
für Erziehung und Unterricht über den Aufstieg der Begabten
maßgebend sind, erfordern auch eine Neuprüfung der Uni-
versitätseinrichtnngen. Dieser Aufgabe unterzieht sich Spranger
in dem vorliegenden Buch. Auch das Problem, wie die einseitig
theoretische Kichtung der Universität tiefer mit dem Geist der Praxis
-und der Kenntnis des modernen Lebens durchdrungen werden kann*
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