Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 419
(PDF, 154 MB)
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Scheele: Ueber die Unsterblichkeit der Beele. 410

fassung als ein Zeitleben erseheint. Da ist „das letzte Gericht44
kein Ereignis, dem wir in Zukunft entgegenzusehen haben; es
findet jeden Augenblick in unserm eigenen Innern statt.

Aber werden wir in und mit dem Tode in das absolute Leben
eingehen oder anderen uns bestimmten Lebensformen begegnen?
Unser Nachdenken weiß davon nichts. Daß diejenige Seite unseres
Lebens, die wir in zeitlicher Form erfassen, mit dem Tode abschließt
, ist meine Überzeugung. Doch mag es für den Menschen
noch andere unvollkommene Lebensformen als in der Zeit geben —
nur können wir in dieser Zeitlicbkeit nicht wissen welche.

Zum Schluß bleibt mir ein wichtiger Einwand zu beantworten,
den gewiß mancher Leser gegen meine Betrachtung schon lange
erhoben hat. Meine Darlegung enthält ja die Anerkennung, daß die
Philosophie die Unsterblichkeit der Seele nicht mit wirklich zwingenden
Gründen beweisen könne, daß diese Lehre schließlich doch
eine Sache des Glaubens bleibe. Aber warum soll man nicht in
der Religion die Lösung für diese ebenso wie für andere Fragen
suchen? Und widerstreitet wohi die hier vorgestellte Ewigkeitslehre
dem Unsterblichkeitsglauben der christlichen Religion? Nach
meiner Meinung birgt die Religion, richtig gefaßt, überhaupt keine
speziellen Theorien wie die hier erörterte. Die Religion spricht
unmittelbar zum Herzen und Willen; bezüglich des Theoretischen
kann sie sich mit nur angedeuteten Symbolen begnügen, die durch
ihre Bilder unserer Persönlichkeit die rechte Richtung geben, die
Fragen des grübelnden Verstandes aber unbeantwortet lassen. Die
Betrachtungen, mit denen der Verstand sich hier beschäftigt hat,
widerstreiten aber nicht den Symbolen der christlichen Religion;
sie scheinen mir vielmehr deren innerster Bedeutung eine tiefere
Auslegung zu geben. Ich bin mir wohl bewußt, daß ich mich hiermit
in den Grenzgebieten des menschlichen Denkens bewegt habe,
wo man mehr ahnen und tasten als mit dem festen Schritt der
Erfahrungswissenschaft vorschreiten kann. Aber ich teile die eingangs
ausgesprochene Ansicht Piatos, daß es dem denkenden Menschen
geziemt, sich in einer Frage von solcher Wichtigkeit, wie
die hier behandelte, auch mit dem Verstände eine Meinung zu
bilden. Seine Gedanken mit solchen Fragen zu beschäftigen, kann
den Menschen nur veredeln; ihr tiefer Ernst sollte seiner Oberflächlichkeit
Einhalt tun, die Einsicht von ihrer Schwierigkeit ihm.
eine neue Mahnung zur Anspruchslosigkeit werden.

Nachwort des Übersetzers.

Des Verfassers monistische Auffassung des menschlichen
Wesens erscheint schon methodisch dadurch gerechtfertigt, daß
sie gegenüber der dualistischen die einfachere ist. Daß danach Leib
und Seele tatsächlich eins sind, wird besonders eindringlich von
Fechner ausgeführt, dessen Psychophysik von dieser Anschauung


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