Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 421
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0429
Gaupp: Von den Nervenkrankheiten des Krieges.

421

anschauung — unser Leben in Gott — zu berühren). Einer Erörterung
der spiritistischen Lehren, die darüber aufklären wollen
und mehr oder weniger Beweiskraft beanspruchen, fühle ich mich
nicht gewachsen W.

Von den Nervenkranken des Krieges.

Von Prof. Dr. Gaupp- Tübingen.*)

„Den Krieg wird gewinnen, wer die stärksten Nerven hat*':
dieses Wort unseres obersten Heerführers, das wir oft erwähnen,
* eun wir gegenüber der zahlenmäßigen Übermacht unserer
Gegner das moralische Übergewicht unserer Truppen betonen,
ist ein Wort von ganz besonderer Bedeutung. Je länger der
Krieg dauert, je mehr sich seine Mittel vervollkommnen,
je furchtbarer die Kämpfe sich dadurch gestalten, desto ernster
wird das Problem: werden die Truppen die Kraft und Ruhe
ihrer Nerven behalten, um dem Vernichtungswillen fast der ganzen
Welt siegreich zu trotzen ? So mag es sich lohnen, die Frage
vom Standpunkt des Nervenarztes kurz zu beleuchten.

Wer das öffentliche Leben im letzten Jahrzehnt vor dem
Kriege beobachtete, der konnte bei aller Anerkennung der Arbeitsenergie
unseres Volkes zu der sorglichen Vermutung gelangen
, daß wir uns in Bezug auf Kraft und Gesundheit unserer
Nerven auf absteigender Linie bewegen. Viele Stimmen mahnten
, namentlich angesichts der Tatsachen der Bevölkerungsstatistik
, ernst und eindringlich vor der Gefahr einer wachsenden
Entartung unseres Volkskörpers. Als nun aber der Kiieg kam,
entwickelte unser Volk draußen und drinnen eine Zähigkeit und
Entschlossenheit, eine Ausdauer und Pflichttreue, die uns alle
mit Staunen und Freude erfüllte. Wohl ebbte die erste Hochstimmung
mit der Dauer des Krieges ab, und manches Unerfreuliche
trat allmählich wieder mehr zutage (Kriegswucher,
Hamsteregoismus usw.), aber im Ganzen waren Nerven und Moral
unseres Volkes doch gesund geblieben und gaben täglich Beweise
ihrer inneren Kraft.

Ungeheure Anforderungen wurden an die Truppen gestellt;
Leistungen, die vor dem Kriege niemand einem anderen zugetraut
und zugemutet hätte, wurden ohne Murren vollbracht.
Mancher, der sich als Kulturmensch vorher auf seine empfindsamen
„Nerven** fast etwas zu Gute getan, sich mit Genugtuung
einen „Neurastheniker** genannt hat, vergaß seine Nerven; die
Hypochondrie wich einer begeisterten Hingabe an ein hohes,

*) Wir entnehmen diese maßgebenden Ausführungen des Vorstandes
der Tübinger Psychiatr. Klinik für Nerven- und Gemütskranke der „Tüb.
Chronik4' Nr. 138 vom 16. VI. er. — Red.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0429