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460 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1917).
nicht nachgewiesen werden, im Gegenteil zeigten sich die
Gesunden überlegen.
Das Ergebnis seiner Untersuchung zusammenfassend
sagt er: „Ein einwandfreies, beweisendes Beispiel einer
Hellsehleistung ist weder in der Litteratur mitgeteilt, noch
bei meinen eigenen Experimenten zur Beobachtung gelangt/
Jedoch will Hopp damit keine endgültige Kritik des
Problems gegeben und die Möglichkeit nicht bestritten
haben.
Auf die Theorie der Sache übergehend, bemerkt er,
daß es nicht zu beweisen sei, daß Hellsehen unmöglich sei,
jedoch sei es Sache der Anhänger, Tatsachenmaterial beizubringen
, Aufgabe der Wissenschaft, es nachzuprüfen.
Theoretisch sei die Sache völlig ungeklärt, sämtliche Hypothesen
befriedigen nicht, worin man ihm nur beistimmen
kann. Besonders stellt er die Erklärungen mittels Strahlen,
sei es mit ultravioletten, ultraroten, Röntgen-, Radium- oder
psychischen Strahlen, als nicht stichhaltig hin. Aber auch
die auf Strahlen und dergl. verzeichneten Theorien seien
unzureichend. Die Hauptsache sei, erst einmal ein ausreichendes
Material an Tatsachen zu haben.
In einem Nachtrag kommt Hopp noch auf den von
SchotteJius untersuchten Kahn; als Haupteinwand bringt
er vor, daß die Versuche ohne Gegenwart von Zeugen ausgeführt
wurden. Wenn Hopp zum Schluß glaubt, daß man
in Zukunft derartige „Hellseher* mit Leichtigkeit entlarven
werde, so ist das ein negativer Dogmatismus, der um nichts
besser ist als der Dogmatismus des unkritischen Okkultisten.
Wenn wir nun zurückschauen und nochmals alles
zusammenfassen, so darf man wohl sagen, daß Hopp zweifellos
versucht hat, dem Problem gerecht zu werden; zumal
sind seine negativen Ergebnisse nicht seine Schuld, sondern
bei der Seltenheit der Medien durchaus verständlich. Weiterhin
darf man aber sagen, daß er manchen Dingen, wie
Muskellesen, das doch in der ernsthaften Diskussion unserer
Frage kaum noch eine "Rolle spielt, einen ungebührlichen
Raum widmet. Andere verwandte oder vielleicht auch im
Wesen identische Erscheinungen wie Gedänkenlesen, räumliches
Fernsehen usw. schaltet er absichtlich aus der Diskussion
aus, während doch die eine Erscheinung die andere
zu beleuchten und zu stützen imstande ist. Man verbaut
sich willkürlich den Zugang zu dem Gebiet, wenn man »ich
streng nur an die eine Erscheinung hält. Entschieden
Widerspruch muß aber erhoben werden, wenn alle Versuche
als nicht beweisend abgelehnt werden, auf die nicht
die Wahrscheinlichkeitsrechnung angewandt werden kann.
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