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468 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1917.)
Nachwort daran, daß, als etwa vor fünfzig Jahren Bulwer's Meisterwerke
„Zanoni* und ..Eine sonderbare Geschichte" erschienen, sie
von der konventionellen Schein weit einfach als sonderbare, nur zur
Unterhaltung dienende geniale Dichtungen betrachtet wurden; in
der Tat sind aber jene beiden Novellen sorgfältig verschleierte,
poetisch gefärbte Schilderungen der beiden ältesten und stärksten
Zentren „geistigen* Wissens, welche eine wahre psychologische Entwicklung
, bezw. hypnotische Unterwerfung darstellen;
sie bedeuten Licht und Finsternis — Indien und Aegypten. Die
heutige Schule der Naturwissenschaft, welcher der Verfasser anzugehören
erklärt, versucht nun ohne ehrgeizige bezw. kommerzielle
eigennützige Zwecke und ohne den Charakter persönlicher Oberleitung
tragende geheime Anweisungen helleres Licht auf diesen
„okkulten0 Gegenstand zu werfen, speziell die Gefahren des Hyp-
notismus und Mediumismus klar und deutlich zur Anschauung zu
bringen. Im ersten Teil des Buchs betrachtet Verf. den Hypnotis-
mus von einer neuen Seite, wonach nämlich der Mensch tatsächlich
zwei Seiten bat, eine rein leibliche (materielle) und eine geistige
(astrale oder ätherische). Der den Mediumismus beleuchtende zweite
Teil wird besonders für diejenigen von Interesse sein, die Hudson's
„Gesetz der psychischen Erscheinungen" gelesen haben. Verf. ist
auf Grund dreißigjähriger Erfahrung als experimenteller Forscher
gewissermaßen Antipode Hudson's insofern, als er „zwar die Eealität
der spiritistischen Phänomene zugibt, sie aber nicht der psychischen
Kraft lebender Menschen, sondern derjenigen entkörperter, Roch
machtvoll einwirkender Intelligenzen zuschreibt* Der dritte Teil
handelt von der moralischen Seite des Gegenstandes, sowie von den
praktischen Endresultaten des hypnotischen und mediumistischen
Prozesses. Der Autor weist nachdrücklich auf den in erschreckendem
Maße — 58 Prozent der hypnotischen und mediumistischen Praxis
nach genauen statistischen Angaben der Psychiater! — um sich
greifenden Irrsinn hin und redet ernste Worte zu den gutgläubigen,
bezw. irregeleiteten Spiritisten, Medien und Hypnotiseuren, während
er sich andererseits mahnend an die Prediger, die Gesetzgeber, die
Aerzte wendet, indem er u. a sagt: „Die Tatsache, daß 349 Fälle
von Irrsinn auf die Theorie einer „Kontrolle" durch äußere geistige
„Intelligenzen*1 hin behandelt und daß die Behandlung in jedem
einzelnen Falle erfolgreich war, sollte genügen, um die begründete
Vermutung hervorzurufen, daß die Diagnose richtig war." Also:
Videant consules, ne quid detrimenti capiat respublical
Fritz Freimar.
Eingelaufene Bücher etc.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Begründet von H. Potoniä,
herausg. von Prof. Dr. H. Miehe in Berlin. Neue Folge, t». Bd,
Verlag von Gustav Fischer in Jena. [Nr. 28 dieser altbewährten
Eundschau vom 15. Juli 17 enthält einen gediegenen Beitrag
unseres neugewonnenen Mitarbeiters Karl Kuhn (Assist, am
Realgymnasium in Nürnberg) über „Das Coronium, ein unentdeckte»
Edelgas*, der vermuten läßt, daß wir es bei diesem der Sonnenatmosphäre
eigentümlichen, noch niemals von einem Chemiker
untersuchten, eine hellgrüne Linie aussendenden Gase nicht mit
einem irdischen Stoff, sondern mit einem neuen Element von
noch geringerem Atomgewicht als Wasserstoff zu tun haben.]
Verantwortlicher Schriftleiter Prof. Dr. Friedr. Mai er in Tübingen.
Druck und Verlag : Oswald Mutze in Leipzig.
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