Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 471
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0479
Beiling: Richard Wagner als Mystiker

471

gespendet" ist. („Religion und Kunst".) Bezeichnend ist
auch Wagners Stellung zur Persönlichkeit Jesu. Den großen
Mystiker Goethe in diesem Punkte weit hinter sich lassend,
sieht^ er im Stifter des Christentums den „sündenlosen und
göttlichen Erlöser" und äußert, wie uns der Ohrenzeuge
H. yon Wolzogen („Erinnerungen an R. Wagner", Reclam)
überliefert: „Ein einziges, niemals wiederkehrendes Mal hat
das Göttliche selbst in vollster Naivität und reinster Schönheit
das Menschliche durchbrochen und uns den Weg der
Erlösung gezeigt." Beim Sprechen solcher Worte soll
Wagners ganzes Wesen einen furchtbaren Ernst und eine
tiefe, bebende Ergriffenheit gezeigt haben.

Nun aus „Parsifal* noch einige mystisch klingende
Worte: — »Zum Raum wird hier die Zeit". Wagner ist
als Dichter von Schopenhauer viel weniger beeinflußt worden,
als gewöhnlich angenommen wird. Hatte er doch von
diesem Philosophen noch keine Zeile gelesen, als die Gestalt
Wotans (die Verkörperung des SchopLhauekschen Willens)
hingestellt und der ganze tRing" bereits gedichtet war. Deshalb
braucht man bei der Erklärung des obigen Wortes
nicht, wie es geschehen, Schopenhauers Ansichten von Raum
und Zeit heranzuziehen. Man kann vielmehr entweder in
Ubereinstimmung mit der Geheimwissenschaft sagen, daß
in der geistigen Welt, wie sie durch das Gralsgebiet symbolisiert
ist, das Zeitliche sich gewissermaßen als ein Nebeneinander
darstellt. Oder man kann davon ausgehen, daß
auf dem Gralsgebiet der Geist der christlichen Liebe herrscht.
Diese allgemeine Liebe geht von Seele zu Seele, umfaßt
also nebeneinander stehende Menschen, während vor
Christus die Liebe wesentlich auf der Blutsverwandtschaft,
der Abstammung, also auf einem zeitlichen Verhältnis
l)crulit e.

„Ich sah ihn — ihn — und lachte . . . Da traf mich
sein Blick.* Kundry ist in einem früheren Erdenleben dem
kreuztragenden Heiland begegnet, dem Verkündiger einer
geistigen Welt, der für seine Uberzeugung in den Tod
geht. Darüber kann sie, die ganz in der Sinnenwelt
Befangene, nur lachen. Da traf sie der Blick des Erlösers
— die Musik begleitet diese Worte mit dem Ausdruck
einer allumfassenden Liebe — und legt den ersten Grund
zur Wandlung ihres Wesens. Nun sucht sie ihn von „Welt
zu Welt", was wiederum einen Anklang an die Reinkarnation
bedeutet.

„Doch wer erkennt ihn klar und hell, des einzigen
Heiles wahren Quell ?" So fragt Parsifal, nachdem er
Kundry bedeutet, daß das Heil ihr nimmer gespendet

32*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0479