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Dobberkau: Studien zur Philosophie d. Plutarchos von Chaironea. 487
möge, trotz einiger Wiederholungen zu meinen früheren Aufsitzen
, Auszüge aus Plutarchs Schriften zu bieten und zwar nach
der vorzüglichen Übersetzung von L F. S. Kaltwasser, nochzu,
wo gerade diese Abhandlungen Plutarchs nicht mehr im Buchhandel
zu haben sind. Sie schlummern in den Bibliotheken und
wohl nur wenige Okkultisten werden in der glücklichen Lage
sein, aus diesen Quellen altgriechischer Weisheit unmittelbar
zu schöpfen, um in das Wesen der Orakel, der Mysterien und
ihrer Lehren die rechte Einsicht zu gewinnen, wie es wohl
wünschenswert wäre.
In seinem „Trostschreiben an den Apollonius" nennt Plu-
tarch mit Homer den Tod einen Bruder des Schlafes. Er erzählt
vom Zyniker Diogenes, daß er kurz vor seinem Tode in
einen tiefen Schlaf verfiel, aus dem er von einem Arzte geweckt
wurde. Gefragt, ob ihm etwas fehle, sagte er: „Gar
nichts, der eine Bruder ist nur dem anderen zuvorgekommen,
der Schlaf dem Tode". Darum nennt auch Sokrates die Furcht
vor dem Tode eine Torheit, denn „niemand kennt den Tod, noch
ob er für die Menschen das allergiößte Glück ist, und doch
fürchtet man sich vor ihm, als wenn er das allergrößte Un-
uck wäre .
Viele erhielten den Tod als Geschenk für ihre Frömmig
keit von den Göttern. So die beiden Söhne der Priesterin dei
Juno, von der Herodot erzählt. Sie hatten den Wagen ihrer
Mutter zum Tempel gezogen. Darüber entzückt, betete sie zur
Göttin und bat, „ihnen das zu verleihen, was für die Menschen
das beste sei. Ihre Söhne legten sich schlafen, standen aber
n>e wieder auf, indem die Göttin ihnen den Tod zur Vergeltung
für ihre Frömmigkeit gegeben hatte**.
Gleiches berichtet Pindarus von Agamedes und Theopho-
nitis: „Sie hatten den Tempel in Delphi erbauet und baten
nun den Apollo um einen Lohn. Er versprach, ihnen denselben
am siebenten Tage zu geben und ermahnte sie, sie sollten sich
indeß etwas zugute tun Sie befolgten den Befehl, legten sich
in der siebenten Nacht schlafen und starben**.
Pindar selbst ließ das Orakel zu Delphi fragen, „was für
die Menschen das Beste sei? Die Priesterin hat zur Antwort gegeben
: er wisse es ja schon selbst, wenn anders die Erzählung
vom Agamedes und Theophonius von ihm herrühre; wenn er es
aber zu erfahren wünsche, so solle es ihm in kurzem offenbar
werden. Als Pinckrus dies vernommen, habe er darauf geschlossen
, daß der Tod gemeint sei, und nicht lange darnach
ist er gestorben*'.
Euthynous starb eines plötzlichen Todes. Sein Vater
glaubte, ex wäre vergiftet worden und begab sich daher zu einem
Totenorakel, „legte sich daselbst nach Vollbringung des vor-
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