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Wernekke: Von den Namen des Weltalls.
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und Erde* eine zusammenfassende Bezeichnung. In Luthers
schwungvoller Uebersetzung heißt es: „ Jauchzet dem
Herrn alle AVeit*; der Urtext spricht nur von der Erde
(k o 1 -h ä ä r e z : omnes incolae terrae). Im Finnischen
lautet der Name der Welt (nicht nur im physikalischen
Sinne) noch heute m a a i 1 m a, aus m a a: Land, Erde,
und ilma: Luft. Dagegen sprechen die altjonischenNatur-
philosophen von dem „A11Ä: tö nav, oder dem »Einen
und Allen* : tv xal jtäv, und auch von den Römern wird die
Einheit betont durch die Bezeichnung „Universum". Plutarch
aber berichtet, Pythagoras habe zuerst den gesamten Umfang
„Kosmos* genannt, wegen der darin herrschenden
Ordnung (rag(c); denn xoOfiog ist Ordnung, Schmuck,
Zierde, ebenso wie das lateinische mundus. Das haben
auch die romanischen Sprachen aufgenommen; ital. mon do,
franz. m o n d e, span. und portug. mundo, katal. mon.
Das mit seinem seltsamen Gemisch aus lateinischen, griechischen
, slavischen, magyarischen Bestandteilen von den
übrigen romanischen Sprachen abseits stehende Rumänische
nennt die Welt 1 u m e (in jedem Sinne, daher auch lum-
ean; der Weltliche, der Laie; om de lume: der Weltmann
usw.), was mit luminä: Licht von gleicher Grundbedeutung
ist. Das Ungarische hat für Welt und Licht
geradezu das gleiche Wort: vi Hg; ebenso das Slavische
und das Litauische : s v i e t — in den verschiedenen Sprach-
zweigen mit etwas geändertem Vokal. Wenn daher von
dem „Licht der Welt* zu reden ist, tritt für den ersteren
Begriff ein abgeleitetes Wort ein — gleichsam „die Lichtig-
keit*. „Ich bin das Licht der Welt", Joh. 8, 12, ist ungarisch
: En vagyok a villignak a vilagossaga;
polnisch: Jam jest swiatlos'Ö s'wiata. —Von so engem
Zusammmenhang zwischen Welt und Licht redet schon die
altslavische Kirchensprache; svetti ist zunächst „Licht";
na sem svetu heißt: in diesem Lichte; d. i. in diesem
Leben, dieser Welt, und drugü svötu semu byti:
ein Freund dieser Welt sein, die Welt lieb haben. Aber
in derselben alten Sprache hat auch das Wort mir einen
nicht minder schönen Doppelsinn: „Welt und Friedefc —
t und das Russische hat es neben dem doppeldeutigen s v 61
bewahrt, nur mit einem kleinen Unterschied in der Rechtsehreibung
.
Die den Kelten eigentümliche Gedankenrichtung,
welche übei den unmittelbaren Bereich der Sinne hinausstrebt
, wie das unter anderem die welschen Barden, als
Erben der alten Druiden, in ihren Triaden bekunden, führt
in weitgehender Abstraktion zur Bezeichnung der Welt
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