http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0504
496 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 11. Heft. (November 1917.)
Zur Aufklärung: über den Charakter der
Steiner'schen anthroposophischen Bewegung.
Von Dr. jur. et phil. HeinrichGoesch (Ronco b. Locarno).
Zur Aufklärung über den Charakter der Steiner'schen anthroposophischen
Bewegung werde ich im folgenden einige für sich
selbst sprechende Tatsachen mitteilen und die zu ihnen gehörigen
Beweismittel namhaft machen. Ich habe diese Tatsachen aus dem
mir voiliegenden Material nicht unter dem Gesichtspunkte ausgewählt
, daß sie cfen Charakter dieser Bewegung gerade möglichst
anschaulich oder verständlich machen sollen, sondern
allein unter dem Gesichtspunkte, daß sie sich sowohl tur
jeden Interessenten, als auch vor jedem ordentlichen Gerichte
jederzeit in vollem Umfange strikt beweisen lassen. Mein
Beweggrund hierzu war dieser: Es sind in den „Psychischen Stu-
dien" bereits genügend viele Tatsachen mitgeteilt worden, aus denen
der Charakter der Steiner'schen anthroposophischen Bewegung
schon recht anschaulich und verständlich werden könnte. Aber
diese Tatsachen schließen durch ihre Natur als großenteils persönliche
Erlebnisse oder denkerische Ergebnisse einen solchen
jederzeit möglichen, leichten, vollumfanglichen, strikten Beweis
mehr oder weniger aus. Es konnte sich also die große Zahl der
Anhänger der Steiner'schen anthroposophischen Bewegung, denen
doch die bereits geleistete Aufklärungsarbeit in erste: Linie zugute
kommen sollte, bisher, ohne noch geradezu unwarnhaftig zu werden
, im Vertrauen auf die Güte ihrer Sache dabei beruhigen, daß
diese persönlichen Erlebnisse und denkerischen Ergebnisse wohl nur
infolge subjektiver Täuschungen so belastend sein dürften.
Durch die Mitteilung der von mir ausgewählten Tatsachen und die
Namhaftmachung der zu ihnen gehörigen Beweismittel werde ich
nun eine Lage schaffen, in welcher sich die Anhänger dieser Bewegung
entweder nach dem Vorgange von Ernst B o 1 d t offen
zur gelegentlichen Berechtigung der Praxis der Unwahrheit bekennen
müssen oder nicht mehr unbedingt in die Güte ihrer Sache
vertrauen können. Und damit werden sie dann entweder für die
weitere Verständigung ausscheiden oder aber sie werden sich zu
einer wirklich ernsthaften Würdigung der bereits in dieser Zeitschrift
mitgeteilten Tatsachen entschließen müssen. — Was die
von mir namhaft gemachten Beweismittel betrifft, so können dieselben
, soweit sie nicht schon der Öffentlichkeit im Druck vorliegen
, bei Herrn Hofrat Professor Max S e i 1 i n g , München
(Schraudolfstraße 2a) eingesehen werden.
1. Steiner hat in dem 1914 erschienenen ersten Bande seines
Buches „Die Rätsel der Philosophie** in ihrer Geschichte
als Umriß dargestellt. — Zugleich neue AusgeJbe des
Werkes: Welt- und Lebensanschauungen im
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0504