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Goesch: Zur Auf klär. üb. d. Charakter d. Steiner'schen Bewegung 497
19. Jahrhundert ergänzt durch eine Vorgeschichte über
abendländische Philosophie und bis zur Gegenwart fortgesetzt",
S. V, eine entweder bewußte oder nur durch eine
Geistesverwirrung zu erklärende Unwahrheit
ausgesprochen. Er hatte dort unmittelbar vorher gesagt:
„Wer auch in diesem Buche einen neuen Beweis wird erkennen
wollen, daß ich meine eigenen Anschauungen im Laufe der Jahre
„geändert" habe, den werde ich wohl von einer solchen „Meinung"
auch nicht durch den Hinweis abbringen können, daß die Darstellung
der philosophischen Ansichten, welche ich in der ersten
Auflage der „Welt- und Lebensanschauungen" gegeben habe, zwar
im einzelnen viel erweitert und ergänzt, daß aber der
Inhalt des alten Buches in das neue im wesentlichen wörtlich unverändert
übergangen ist." Und nun behauptet er: „Die
geringfügigen Änderungen, die an einzelnen Stellen vorkommen,
schienen mir notwendig, nicht weil ich das Bedürfnis hatte, das
eine oder das andere nach fünfzehn Jahren anders darzustellen als
früher, sondern weil ich fand, daß eine geänderte Ausdruckweise
durch den größeren Zusammenhang gefoidert wird, in dem dieser
oder jener Gedanke in dem neuen Buche erscheint, während im
alten Buche von einem solchen Zusammenhange nicht die Rede
war." — Daß diese Behauptung eine entweder bewußte oder nur
durch eine Geistesverwirrung zu erklärende Unwahrheit ist, beweisen
außerordentlich zahlreiche „geringfügige
Änderungen", die jeder Interessent durch einen Vergleich der bei-
den Auflagen auffinden kann. Als Beispiele seien angeführt:
Erste Auflage, 2. Band, S. 55: „Fast gleichzeitig mit der
Veröffentlichung, durch die Haeckel mit strengster logischer
Folgerichtigkeit seine aus der Naturerkenntnis fließende Weltanschauung
darlegt, mit dem 1899 erfolgten Erscheinen seiner
„Welträtsel" hat er . „ .; Zweite Auflage, zweiter Band,
S. 65: „Fast gleichzeitig mit der Veröffentlichung, durch die
Haeckel mit rückhaltloser Redlichkeit seine aus der Naturerkenntnis
fließende Weltanschauung darlegt, mit dem 1899 erfolgten
Erscheinen seiner „Welträtsel", hat er . . ." und Erste
Auflage, zweiter Band, S. 59: „Mit der darwkiistischen
Methode hat Haeckel die Theorie von der Herkunft des
Menschen der Wissenschaft geschenkt"; Zweite Auflage
, 2. Band, S. 69: „Mit der dlarwinistischen Methode ist für
Haeckel auch die Theorie von der Herkunft des Menschen der
Wissenschaft geschenkt." 3)
1) Daß Steiner, der den Anthroposophen als Prediger der Genauigkeit
bekannt ist, auch bei dem heimlichen Hinauskorrigieren seiner angeblich
nicht geänderten Anschauuegen noch gerade so flüchtig gearbeitet hat, wie
Vorländer ihm dies schon vor Jahren in den ersten Heften der Kantstudien
nachwies, geht z. B. aus folgenden beiden, zugleich zwei weitere Beispiele
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