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51(3 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. II. Heft. (November 1917
Vor der Inangriffnahme genannter Bohrung, war ich ein
paar Tage im Zweifel, an welchem Punkte ich den Bohrer
ansetzen sollte. Da träumte mir eines Nachte sehr lebhaft
folgendes: Ich sah plötzlieh, wie drei starke Männer mit
einem ganz neuen Bohrzeug auf dem Acker meines Bruders
erschienen und sogleich zuLhren anfingen. Ich war darüber
erbost und fragte scharf , ob sie wohl die Erlaubnis hätten,
auf diesem Grund zu bohren. Nachdem aber diese Männer
mich garnicht beachteten, sondern, trotz meines Protestes,
in ihrer Arbeit fortfuhren,' wachte ich auf and mein zweifei-
haftes Schwanken war behoben.
Als durch vorgenannte Bohrung, im Monat Mai 1912
im Kohlenflötz bereits ein Fortschritt von über 1 m Mäch-'
tigkeit erzielt war, hatte ich folgenden Traum: Ich sah vor
mir, auf dem vegetationslosen Boden, eine ziegelrote Schildkröte
dahinkriechen und gleichzeitig, an meiner linken Seite
stehend, einen Knaben, dessen Gestalt und Gesicht mit mir
selbst, im Alter von beiläufig 9 Jahren, starke Ähnlichkeit
hatte. Dieses Traumbild scheint mir eine, bis dahin in
meinem Unterbewußtsein schlummernde Erinnerung aus
meinem Vorleben ausgelöst zu haben, denn ich hatte dann
auch noch im wachen Zustande das Gefühl, daß ich zur T^eit,
als diese verkohlten Pflanzenbäume im Wellengrab ihren
Tod gefunden hatten, schon gelebt hätte und ich daher auch
dazu berufen sei, dieselben als nunmehrige schwarze Diamanten
wieder an das Tageslicht zu befördern, was sich aber
durch den mittlerweile ausgebrochenen Weltkrieg leider
verzögert hat. —
Als ich in einem Alter von beiläufig sieb
das erstemal mehrere Mädchen singen hörte, überkam mich
ein wehmütiges Gefühl, denn es war mir zu Mute, als ob
ich ähnliche^Stimmen schon einmal, aber in weit entfernter
Zeit, gehört hätte!
Als die deutschen Sieger ihren Siegeszug gegen Paris
einstellen mußten und der Schützengrabenkrieg schon einige
Zeit gedauert hatte, träumte mir, mein Mund wäre voli von
festgefügten Stockzähnen. Vorderzähne waren rechts und
links nur je einer, jedoch nicht so fest, als die Stockzähne,
und da sagte ich noch im Traume zu mir'selbt: „Das macht
nichts, man nimmt etwas mehr Essig in den Mund, dann
werden sie auch fest. Nachdem ich 6l/2 Jahre in der österreichischen
Armee gedient, im Jahre 1866 als Kadettfreiwilliger
den letzten Teil des Feldzuges gegen Italien mitgemacht
und die nach dem Kriege von unserem Kriegsminister Kuhn
durchgeführte Heeresreorganisation beim k. k. Feldjägerbataillon
Nr. 10 selbst miterlebt habe und auch großes Ver-
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