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Fotsch : Psychische Erlebnisse.
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*rauen in die Führung unseres Generalstabssehefs Konrad
von Hötzendorf setzte, konnte, trotz mancher Rückschläge,
meine optimistische Auffassung über den schließlich guten
Ausgang des gegenwärtigen Weltkrieges bis jetzt nicht erschüttert
werden. Meine Auslegung des obengenannten
Traumes war daher folgende: Die Stockzähne bedeuten die
undurchdringliche Front des deutschen Heeres gegen die
Franzosen und Engländer, die zwei nicht ganz festen Vorderzähne
betreffen die Kriegsschauplätze gegen die Russen
und Serben, wo eben etwas mehr Essig d. h. mehr Armeen
aufgeboten werden mußten. Nur wegen der ständigen Zunahme
der nationalen Kämpfe in Osterreich hatte ich schon
in Friedenszeiten einige Sorge, daß dies möglicherweise einen
ungünstigen Einfluß, allerdings nur auf einen minimalen
Teil unseres k. u. k Heeres, auslösen könnte. —
Kurz vor oder nach dem Attentat in Serajewo hatte
ich folgenden Traum: Ich sah in meinem Geburtsort einen
General, anscheinend von einem Abort kommend und von
halberwachsenen Kindern in schmutzigen Hemden umringt,
gegen die bei meinem Elternhaus vorbeiführende Straße
gehen. Dieser Traum war mir auffallend und obwohl ich
sonst die wenigen, mir wichtig scheinenden Träume nach
meinem eigenen Gutdünken auszulegen pflege, zog ich in
diesem Fall das Traumbuch zu Rate. Da fand ich: tGeneral.
— Furcht und Schrecken;* t Abort — vorsichtig sein in seinen
Äußerungen.*
Im Frühjahr 191H träumte mir folgendes: Ich sah einen
großen, starken Mann mit Vollbart, anscheinend einen Russen,
kuapp neben meinem Bett stehen, auf dessen Brust ein
Furcht
rundes Messingsehild mit der Aufschrift :UV i \ deut-
ft benrecken
lieh sichtbar war. Nachdem dieser Mann wie eine steife
Statue vor mir stand, so erfaßte ich mit meiner rechten Hand
seinen Oberschenkel und fand, daß derselbe doch nicht ganz
fest, sondern teilweise etwas weich war. —
In meinem 39. Lebensjahre bin ich, durch nachstehende
aelbsterlebte Tatsache, «ur Wzeugung gelangt daß, wenn
dar materielle Körper des Menschen, nach Einstellung seiner
Lebensfunktionen, der Erde wieder zurückgegeben werden
muß, doch dessen unsichtbarer geistiger Teil nicht gleichzeitig
mit dessen Leib der Verwesung anheimfällt , sondern
auf der Erdoberfläche, wenn auch in anderer Form, weiterlebt
und sich in besonderen Fällen sogar durch Materialisation
auch dem menschlichen Auge sichtbar machen kann:
Mein Onkel Bernhard Fötsch, Dommeßner und befugter
Kirchenpararaenten-Verfertiger in Graz, Steiermark, ist im
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