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522 Psychische Studien. XL1V. Jahrg. 11. Heft «November 19 7)
Agens der Assoziationen gebunden. Aber die Assoziation selbst
bleibt das Instrument eines höheren Einflusses, des Willens Dieser
ist es, der die von seilet nach ihren eigenen Gesetzen auf tauchenden
Vorstellungen entweder zuläßt oder verwirft, der den Naehdnu k
auf gewisse Vorstellungen legt, sie durch Gefühle, Motive usw. vei~
stärkt und immer wieder darauf zurückkommt. Durch diesen indirekten
, aber dirigierenden Einfluß wird der normale Gedanken«
veriauf des wachen Lebens hervorgebracht, im Gegensatz zu dem
von Assoziationen und Perseverationen weit mehr beherrschten Ge*
dankenverlauf des Traumes oder der Träumerei,'* — Zum Schlüte
möchten wir nochmals das baldiger Vollendung entgegensehende
Weik jedem Freunde der experimentellen Psych* logie behufs eigener
Förderung zur Anschaffung empfehlen. —
Dr. med. Freudenberg-Mehlem-Boun
Aufruf an das deutsche Volk zur Aufhebung de* unnützen Zwei -
sehriftigkeit. (Eine dringende Forderung der Surnde ) Mit vielen
Abbildungen. Deutscher Aitsehriftenbund H< im. Vor-itztndet •
Kommerzienrat Friedrich Boennecken, Präsident dci Handt«^-
kaiitmer Bonn.
Unter der Auf&chrift: „Durch die (als Staatsnotw(ndiük( lt mi
bezeichnende*] Einschriftigkeit werden u a. gespart: im ersten Ele-
mentarsehuljahr 250 Millionen Lernstunden, während der E'emcntai-
*chulzeit 2U00 Millionen Lernstundeir , fordert der durch ^inc
vieiei und treffbehen Schriften zur deutschen Schriftreform, be w.
zur Neugestaltung des Schreib- und Leseunterrichts rühmlich bekannte
Herausgeber in einer gründlichen Studie „über Sdiuftle^bai«
keit* (zuerst erschienen in „Deutsche optische Wocheiwhnftta,
herausg von Dr. A. Marcuse, Beilin Nr. 17, 15[16) zum Beitritt 7um
„Altsehl ifthund* (Jahresbeitiag 1 M.) mit dem Nachweis auf, daß
die in D< ut*chland noch gebiäuehhehe, mit scheinbar patnoiiM Ihu»,
tatsächlich aber trügerischen Gründen als „ Deutsche Nafonulsclinft*
gepriesene Frakturschrift (gebrochene Schrift) überlebt und veraltet,
überdies aber eine Vergeudung von Geisteskiaft, Zeit, Geld und
Augenkraf*- sowie ein unnötiges Hemmnis für \Velp»olitik und Weithandel
ist. Tom historischen, ästhetischen, kulturellen, hygienisch* n
und pädagogischen Gesichtspunkt aus werden die aus" der cer«
schnörktelten französischen ( f gotischenw) Zier-Sehuib^chrift
entstandene Frpktur-Druekschüft und die den Augen woiiltu« nde
einfache Antiqua (die auch in unserer Monatsschiiit absichtlich
festgehaltene, internationale Latein-Diuekschtift) durch zahlreiche,
äußerst belehrende Schriftproben miteinandei verglichen, wobei der
Vergleich für Urteilsfähige überall entschieden /u Gunsten dei
letzteren ausfällt. Fiei vou dem Schematismus in dei Schriitkunde,
jedes ältere handschriftliche Denkmal möglichst peinlich zu klassifizieren
, und unter Vermeidung veiwirrenuer paläographischer Fjch-
ausdrücke verzeichnet Verf. die Hauptstufen der Sihrift^estabung,
deren Kenntnis für jeden wahrhaft Gebildeie» vuinsehenswert sti.
Die sog. ÄNationalschrittentt vom 6.-9. Jnhrh. übergeht der V< rf.,
weil sie alle die Urform der lateinischen Schrift auf weisen, so-
daß die wenig zahlreichen Urkunden aus jenen Zeiten nur die
Eigenart des Schreibers beaw. der Schreibschule zeigen, die selbstredend
nicht ais nationale Eigentümlichkeit gelten kann Auch
die Unzia!schrift darf auf Grund der ta^ächliehen schreibtechni-
sehen Verhältnisse von einem prüfenden Kenner des Schriftwesens
bei großzügigem Erfassen der Schriftgeschichte weder als eine selbständige
, noch als eine Uebergang&achrift, sondern lediglich als die
mit der Feder geschriebene GroObuchhtabenschrif t bezeichnet werde n.
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