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^ Bchrfenck-NotziÄgr Magisches Geistesleben.
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Abtötung und Abstreifung des sinnlichen Erlebens, des Körperlichen
überhaupt; Schlaf, Ti&um', Betäubung,, Dämmerzustand
sind nach ihm die Stufen zur Erleuchtung. Die unterste Stufe der
Himmelsleiter nennt Meyrinck „Genie**. Eine gegen diese Entwicklung
von der Menschheit unbewußt gebaute Mauer stellt nach
seiner Auffassung der Materialismus dar. Vogl führt nun zahlreiche
Fälle aus der Literatur und Geschichte an, die freilich nicht im
Einzelnen auf ihre Stichhaltigkeit geprüft werden können, aber
doch als Ganzes eine berechtigte Unterlage seiner Weltanschau-
ung bilden.
Das primitive, noch nicht von der Kultur berührte Seelenleben
prädisponiert mehr für das unmittelbare Erleben, oder wie,-
du Prel sagen würde, für die Einwirkung des transcendentalen
Subjekts auf das Tagesbewußtsein, als der entwickelte und erzogene
Intellekt So äußert sich Vogl weiter wie folgt:
„Neben und außer dieser Welt des tagwachen Ichs existiert
eine Anderwelt, die wir in bevorzugten Momenten gewahr werde»,
in die wir hinüberschreiten oder die ihrerseits in die Umwelt des
gewohnten Seins hineingelangt: eine Welt von geheimen- Kräften,
intelligenten Wesen, unsichtbar in der Regel für unsere Sinnesorgane
, wahrnehmbar unmittelbar im Schauen, bisweilen, wie es
scheint, sogar sichtbar and faßbar der gewohnten Art des Wahr*
nehmens.**
Damit sind gemeint die Erscheinungen des physikalischen
Mediumismus, der Magie und des Hellsehens (Phänomene der von
Crookes beobachteten Medien, der Frau Piper usw.). Auch die
Magie im Sinne einer willkürlichen Entwicklung der geheimen
Kräfte des Daseins verlangt schwere Übungen, Vorbereitungen und
intensive Konzentration des Seelenlebens. Die Erscheinungen der
Magie weisen auf die ursprünglich intime Beziehung unseres
Lebens hin zu der anderen Welt und zeigen einen höheren Kern
unseres Wesens. „In all diesen Dingen (den Vorgängen der primitiven
Psyche, gewissen Rauschzuständen, Selbsthypnose, mystischer
Verzückung), — so kindlich und bizarr in ihren Formen und Ausdeutungen
oft untermischt mit Schwindel und Trug, sie auch sich
geben mögen, — liegt ein ungeteilt unmittelbares Erleben; hier
werden Erfahrungen gemacht, die weder vom Intellekt, noch vom
Gefühl begriffen werden können; eine Welt von Wirklichkeit
leuchtet hindurch, ewig unzugänglich dem kritischen Urteil. Wesenheiten
werden erfahien, die für uns, die wir uns entfernt haben
von den Ursprüngen des Daseins, normalerweise nicht mehr erlebbar
sind; sie werden es erst wieder, wenn es diesem oder jenem
unter uns gelingt, für Augenblicke zurückzukehren zu dem naiven
Erleben, das weder Denken, noch Fühlen, noch Wollen, sondern
etwas anderes, einheitlich Quellenhaftes ist. Flachheit und Vermessenheit
aber wäre es, uns als fortgeschrittener und besser zu
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