Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 533
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Sehren ck-Notzing: Magisches Geistesleben.

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Apulejus und Proklus berichten bereits über das Auftreten von
Lichterscheinungen und Gestalten bei den Weihen und Mysterien,
ganz analog den von Professor Charles Richet und dem Referenten
beobachteten Materialisationsphänomenen und telekinetischen
Vorgängen bei Eva C, Eusapia Paladino u. a.

Das die Unsterblichkeit verbürgende magische Erlebnis ist
das große Anliegen des antiken Mysterienwesens. Der Eingeweihte
hat Wunderdinge erschaut, die hinweisen in eine Überwelt geheim-
uisvoller Jenseitskräfte. So bekommt der Begriff „Unsterblichkeit
" neuen Wert und Sinn. Was in den Mysterienfeiern geschaut
wurde von den Geheimnissen der Geister- und Götterwelt, gab
Kunde von den tief verborgenen Quellen eignen Seelenlebens, ent-
hüllte dem Geistesblick etwas von den Gütern der Ewigkeit. Als
sich später der Priesterbetrug der Mysterien bemächtigte, verloren-
sie die lebendige Ursprünglichkeit.

Auch Plate-, der die Einweihung in die Mysterien zum Gegen-
stand philosophischer Erörterung machte, betrachtet den Leib als
eine Fessel der Seele, von welcher diese sich losmachen muß.
will sie etwas rein erkennen, „ungetrübt von Auge und Ohr". Die
platonische Philosophie betrachtet die Welt des Werdens, wie der
Alltag sie unseren Sinnen bietet, als wesen- und seelenlosen nich-
tigen Schern. „Willst du das Wahrhafte erfassen, so erhebe dich
durch die Kontemplation des intuitiven schauenden Denkens ins
Reich des Unsichtbaren, in die Sphäre der ewigen Ideen."

Wie bei Plato, so steht auch die persönliche Unsterblichkeit
im Mittelpunkt des Christentum, Die Erlösung von dem Irdi-
sehen ist die Grundsehnsucht, die Urhoffnung aller Christenmenschen
. Mit der Sublimierung der Auferstehungsidee verbindet
sich eine steigende Verachtung alles Natürlichen und der leiblichen
Funktionen. Der Heilige sucht abzutöten, was an ihm irdisch ist.
Die Geschichte der Heiligen zeigt ein wahres Virtuosentum in der
Fleischabtötung. Einsiedelei und Kloster sind das Grab, in das
der Mönch und die Nonne sich legen, um im Diesseits schon zu
sterben und dem Jenseits zu leben. Himmlische Verzückung,
ekstatisches Schauen stehen im Anfang der christlichen Lebenssehnsucht
und Lebenshoffnung. Die Jenseitsorientierung, das Eingestelltsein
der ganzen Lebenrichtung auf die über die berechenbare
greifbare Wirklichkeit hinausliegenden Werte ist das Kennzeichen
der christlichen Kultur. Das ekstatische Erleben, das Wunder
erscheint ewig verknüpft mit der Entwicklung des Christentums
.

Eine noch über die chrisüiche hinausgehende Welt- und
Lebensauffassung bietet die indische Lebensweisheit, gegründet auf
allertiefstes Erleben. Indische Weisheit steigt in ihren Geistesgängen
in so erhabene Höhe, wie sie nur von den auserlesensten
christlichen Mystikern erreicht worden ist. Ihr fehlt die Idee des


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