Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 535
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Schrenck-Gotzing: Magisches Geistesleben. ' 535

wegs das ganze Leben ist, auch nicht sein eigentlich wertvollster
Teil.

Jenseitswahrheit und Ewigkeit vorweg zu nehmen in asketisch
heißem Bemühen, haben indisches und christliches Wesen
mit einander gemein.--

In einem besonderen Kapitel über das „Diesseits" zeigt Vogt,
wie in den verschiedenen geschichtlichen Zeitepochen der „Sinn
des Daseins" verschieden gewertet wurde und je nach den jeweils
herrschenden Idealen die einzelnen Kulturperioden beeinflußte. So
schaffte das Christentum eine stärkere Wertbetonung des „Jenseits
" und aller damit zusammenhängenden Fragen des öffentlichen
und privaten Lebens.

Im 18. Jahrhundert ging Hand in Hand mit den revolutionären
Bewegungen eine neuzeitliche Aufklärung und eine sich allmählich
an der Hand umwälzender Entdeckungen und eines gewaltigen
Aufschwungs der Naturwissenschaft bis zur materialistischen
Weltauffassung steigernde „Diesseitswertung". Allerdings sind
nach dem Verfasser auch Entdeckungen und Erfindungen Früchte
einer geistigen Macht und kommen nicht von außen an den Men-
sehen heran.

Mit der Betonung der Interessen des „Diesseits" wechseln
auch die Vorstellungen über die Bedeutung des „Todes". So sagte
noch der alte Goethe 1824 zu Eckermann: „Die Beschäftigung
mit Unsterblichkeilsideen ist für vornehme Stände und besonders
für Frauenzimmer, die nichts zu tun haben."

Die Diesseitsorientierung, welche dem Zeitalter der Aufklärung
und des Rationalismus bis auf den heutigen Tag das Gepräge
gibt! sucht das Paradies in dieser Erdenwelt, sie strebt menschliche
Glückseligkeit, höchstmögliche Wohlfahrt für das Individuum und
die Gesellschaft an — als Endzweck aller Moral — an der Hand
der Pflege der Naturwissenschaften, der Technik und Hygiene.
Mystisches Erfahren, schauendes Erleben, das Wunderbare, Geheimnisvolle
hat für diese Richtung Kraft und Würde verloren.
Ekstase und Vision sind nur vom pathologischen Standpunkt aus
gewertet. Das geheimnisvolle Erleben von Einst gedeiht nur noch
im Verborgenen. Und selbst die orthodoxe Religionsauffassung
unserer Zeit nimmt zu naturwissenschaftlichen Erklärungen der
biblischen Wunder ihre Zuflucht. Die religiösen Dogmen befriedigen
nicht mehr und die Gebildeten unserer Zeit bevorzugen irgend
eine Form materialistischer Weltanschauung. Der Glorienschein
des Alten ist verblaßt, eine neue Welt im Aufstieg.

Auch der Kapitalismus setzt Diesseitswertung voraus. Das
Begehren nach wirtschaftlicher Mehrung und Machtentfaltung
wird unbegrenzt und führt schließlich zur Selbstüberschätzung
und zum Größenwahn. Das „Evangelium des Reichtums" bestimmt
die sittliche Ordnung der kapitalistischen Welt. Für Vor-


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