Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 540
(PDF, 154 MB)
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540 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1917.)

herigen Grundüberzeugungen widersprechen —, dazu braucht man
nicht an die Astronomen zur Zeit Galileis zu erinnern» welche sich
hartnäckig weigerten, durch das Fernrohr zu sehen; auch die
neuere Geschichte der Wissenschaft liefert dafür zahlreiche Beispiele
. Kann schon, wie Ernst Mach ausführt, die gewöhnliche
Materie nur ak einzig unbewußt sich ergebendes« Gedankensymboi
für einen relativ stabilen Komplex sinnlicher Elemente (Empfindungen
) betrachtet werden, so muß dies um so mehr von den künstlich
hypothetischen Atomen und Molekülen der Physik und Chemie
gelten.*) Sie bleiben ökonomische Symbolisierungen der physikalisch
-chemischen Erfahrungen oder, wie Vogl sagt: in mathematisch
-physikalische Formeln transponierte wlklichkeit.

Auf Bewußtseinsfunktionen lassen sich die Begriffe des sinnlichen
Anschauens nicht anwenden. So sind in diesem Sinn die
Nebenmenschen andere fremde Ichs für mich, ebenso wie die Menschen
meiner Träume. Im tiefsten Wesen gibt es allerdings ein
ganz unmittelbares Umeinanderwissen und Miteinandersein in der
Natur. Im Grunde der letzten Einheit ist Vereinzelung und Individualisierung
nicht vorhanden; das gilt von Nebenmenschen
und ton psychischen Dingen, von uns selbst, wie von allen Objek-
ten. Erst wo das Bewußtsein einen Inhalt findet mit konstanten
Bestandteilen, den Lebensempfindungen vor allem —, da ist ein
konkretes Ich vorhanden. Außenwelt ist die räumlich-zeitliche
Ordnung unserer Bewußtseinsinhalte.

Auch Kant, der große Schöpfer der modernen Philosophie,
konnte sich nicht ganz freimachen von dem „Dmg an sich", dem
unbekannten „X", als der tragenden Substanz und Ursache der
Welt der Erscheinungen. Seien wir konsequent: Eine Insel im
Ozean ist nicht, so lange sie von niemandem wahrgenommen wird.
Atome, Moleküle. Ätherwellen, Strahlungen und Energien sind
nicht, sondern würden erst sein, wenn sie etwa mit Hilfe gewisser
Instrumente wahrgenommen würden; bis dahin sind sie
Hilfsbegriffe, deutende Annahme zum Zwecke wissenschaftlichen
Arbeitens. Erst die Wahrnehmung, das Erlebnis, macht die
Wirklichkeit.

Dem „Ding an sich" der Außenwelt steht das „Ding an sich"
der Innenwelt gegenüber, mag man es Seele, Geist oder sonstwie
nennen, falls man damit ein hinter meinem Erleben verborgenes
Etwas, einen substantiellen Träger oder Verursacher meiner bewußten
und unbewußten Lebensinhalte und Werte verstehen will.
Der „Ding-an-sich"-Begriff" ist Frucht späterer Reflexion und
Denkabstraktion und fremd dem unmittelbaren Erleben.

*) Durch die Röntgendurchleuchtung der Kristalle ist neuerdings, wie
Sommerfeld u. a. gezeigt haben, die Richtigkeit der physikalischen Atom-
Theorie empirisch bewiesen worden, so daß es sich bei derselben keineswegs
nur mehr um eine bloße Hypothese oder um Hilfsbegriffe handelt, D. Ref.


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