Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 541
(PDF, 154 MB)
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Schrenck-Notzing: Magisches Geistesleben

§41

Nach Fichte (Heinrich Rickert) läßt ein transcendbntes Sollen
mich erst die Welt als seiend anerkennen und erst dadurch ihr die
objektive Wirklichkeit geben. Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit
erkennt Vogl als Kriterium der Wirklichkeit an. Aber auch
der Ekstatiker, Visionär mit seinem Erlebnis persönlichster Art
weiß, daß er Wirkliches erlebt, wirklicher als alles, was er sonst
erfahren kann; an allem anderen würde er eher zweifeln als an
der Existenz jener Anderwelt klarsten, freiesten, erhabensten
Schauens. Indessen vermag Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit
keine trennende Schranke aufzubauen zwischen Wirklichkeit
einerseits, Einbildung, Traum, Halluzination, Phantasievorstellung
andrerseits. Vielmehr fließt eins ins andere über; jegliche Vorstellung
, Einbildung, Phantasie kann zur Wirklichkeit sich verdichten
, jede Wirklichkeit zur Einbildung abbiaßen. - Vogl geht
dann über auf das Kapitel der telepathischen und Wahrträume sowie
der psychischen Fernwirkung und zeigt an zahlreichen Beispielen
dieser Art, daß auch diese Erlebnisse eine „Wirklichkeit"
eigener Art darstellen. Dort, wo jemand mit seinen lebendigen
Vorstellungen weilt, dort ist er wirklich, ja so wirklich, daß er
mitunter dort gesehen wird (Fälle von Doppelgängerei, telepathischer
Halluzination, willkürlicher psychischer Fernwirkung usw.),
allerdings zunächst nur vop solchen Personen, die einen Seherblick
haben, mitunter aber auch, wenn die Vorstellungskraft genügend
stark ist, von allen. Um solche Erscheinungen hervorzurufen, ist
ein lebendiges Vorstellen erforderlich, ein Vorstellen von jener ur-
sprünglichen Lebendigkeit, die uns Kulturmenschen im Normalzustand
gänzlich abhanden gekommen ist. Ein solches
Vorstellen ist nämlich schöpferisch, ist schöpferische
Tat; es verwandelt das Spiel andeutender Imagination zur
körperhaften Objektivität.

Nach David Hume unterscheiden sich Vorstellung und Wahrnehmung
von einander bloß durch den Grad der Stärke und Lebhaftigkeit
. Aber w i r stellen in der Regel überhaupt nicht mehr
vor; unser Vorstellen vollzieht sich meist in kümmerlichen
Bruchstücken vorgängiger Wahrnehmungen: wir etikettieren, wir
setzen Buchstaben, wo wir Worte meinen, Laute, wo es sich um
Dinge handelt. Wir wissen nichts mehr von Namen, in deren
Besitz man zauberkräftig die Dinge zwingen kann, nichts von
Bildern, die mit dem Abgebildeten eins sind, nichts von Träumen,
die Wirklichkeit besagen. Wir kennen nur noch Regislernummern,
Abbreviaturen, Warenzeichen, mit denen sich flink manipulieren
und rechnen läßt. . . . Begriffsbildung, Sprache und Schrift
emanzipieren sich vom ursprünglichen Empfinden und Vorstellen
und behalten nur noch „das Gefühl der Geläufigkeit und sicheren
Reproduzierbarkeit** (Mach); sie lassen nichts mehr erkennen
vom unvermittelten naiven Erleben, das mit dem Einsatz des gan-


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