Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 568
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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568 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1917.)

ist sein Gefühlsvermögen. Ein solcher könnte selbst im
Himmel nicht glücklich sein, wenn er die irrenden Mitmenschen
leiden sehen müßte, und er würde alle Kräfte
aufbieten, diese Leiden zu mildern. Auf solchen Höhen
müßte die Karmalehre in sich selbst zusammenbrechen.

Ebenso wie die Karmalehre unzureichend wird, wenn
man sie vorwärts zu Ende denkt, so löscht ihr flackerndes
W'eisheitslieht auch beim Rückwärtsdurchdeüken aus. Nach
der anthroposophischen Lehre war die luzlferisehe Beeinflussung
der Menschen bereits erfolgt, ehe sie sich ihres
eigenen Ichs bewußt wurden und das Einzel -Karma entstand
. Menschen, deren Seelen einen sehr starken luziferischen
Einschlag erhalten hatten, wurden dadurch fortgesetzt zu
vielen Irrtümern und schlechten Taten geführt, die ihnen
fortwährend Leiden und schlimmes Karma schafften, während
andere, luziferisch wenig durchsetzte Menschen weder zu
Leidenschaften noch zu schlechtem Karma gedrängt wurden.
Kann also Karma, wenn man dessen erste Entstehung nach
der außermenschiichen luziferischen Beeinflussung betrachtet,
wirklich die Gerechtigkeit ausreichend erklären? Nein!
Hier könnte aber die Lehre von der Gnade und von dem
stellvertretenden Leiden eine bessere Lösung bieten.

Die Weiterentwicklung des Menschen mag sich zuweilen
der Verknüpfung von Ursache und Wirkung — des
Karmagesetzes — bedienen, wie man zur Ausarbeitung einer
Erfindung die Mathematik zu Hilfe nimmt. Aber das Ziel
kann auch ohne Hilfsmittel erreicht werden; so besaß einer
der größten Experimentalforscher, der bedeutende Erfinder,
Physiker und Pädagoge M. Faraday, der bis zum 21. Lebensjahre
ein „armer, ungebildeter Buchbindergeselle" gewesen
war, umfassende Intuition genug, um schablonenhafte Hilfsmittel
entbehren zu können. Man muß die göttliche Gerechtigkeit
recht menschlich und roh auffassen, wenn man
glaubt, sie könne ohne Karma nicht auskommen.

Da es heute verhältnismäßig leicht ist, sich vom Fortleben
der Seele nach dem Tode des Körpers zu überzeugen,
darf man die scheinbare Ungerechtigkeit ^ wie wir ihr alltäglich
im Leben begegnen, nicht nach dem irdischen,
kleinen Gesichtsfelde beurteilen. Ob wir nun zur Erklärung
der Gerechtigkeit an die „hellseherischen Forschungentf
eines Anthroposophen oder an die Verheißungen
der Bibel glauben, bleibt sich zunächst gleich, denn ein
„Glauben" ist es in beiden Fällen. Doch dürfte ein Mensch,
der seine angebliche Geistesschau benützt, u m als „okkulter
Balletmeister" die Eurhytbmie des Aristophanes zur Karikatur
zu verzerren, kaum die moralischen Qualitäten besitzen,


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