Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 10
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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10 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1918.)

mittags aufs Bett legte, um ein wenig zu schlafen, beunruhigten
mich, bei geschlossenen Augen, zum erstenmal die
mir doch vertrauten und anscheinend harmlosen ..Gesichts-
Halluzinationen: denn der ganze Charakter der Erscheinung erschien
plötzlich ins quälendste umgewandelt und verzerrt! Ich
sah „Gesichter", aber nicht scharf und sehr vereinzelt wie
bisher, sondern ,n automatischer, ununterbrochener, beängstigen-
der, sinnverwirrender Folge. Mit Blitzesschnelle tauchten sie auf
und verschwanden wieder, gleich Bildern eines Kaleidoskops. Sie
schienen jetzt unklar, - ins Unbestimmte verschwimmend, so daß
>hr jeweiliger Ausdruck nur zu ahnen war, - kein Neben-
einander, sondern ein Nacheinander, was durch die ungeheure
Schnelligkeit der Vorgänge schließlich den Eindruck eines
„Wallens" machte.

Wenn ich gezwungen bin, in „Gleichnissen * zu reden, und
vielleicht dadurch weniger verständlich zu erscheinen, so sei es
mii verziehen; das, was ich sah und empfand, ganz schaif zu umreißen
, das Wesen dieser Vorgänge und Empfindungen in Worten
zu erreichen und zu treffen, hieße, sie enträtselt haben.

Das „Sehen'* schien, wenn ich so sagen darf, mit „Bewußtseinsstörungen
" gepaart: es war uicht nur, wie wenn in den dunk-
itn Vorhang meiner geschlossenen Augenlider unaufhörlich sich
bildenwoilende und blitzschnell wieder zerrinnende Gesichter
„einbrächen"; nein, mit diesem unendlich schmerzvollen „Einbrechen
" verbanden sich „W e s e n s e i n d r ü c k e". Es war.
als ob W e s e n in meine Hirnatmosphäre gewaltsam hineindrängten
, sich mir „aufpfropften!" Ich mußte jedes Gesicht, indem
es mi voi Augen trat, in seinei jeweiligen Wesenheit „erleben",
so unklar auch die Züge erschienen; und - ohne eine Parallele
ziehen zu wollen : ich „begriff* damals zum erstenmal jene
\on mir bis dahin völlig unverstandene Qual der Medien, die „von
einem fremden Geist" in Besiu genommen zu werden behaupten
Dies hier war ein Zustand, wie ich ihn mir dem Irresein sehr nahe
veiwandt denke: keine Konzentration irgendwelcher Art ist möglich
, weil man wehr- und willenlos den dauernd wechselnden, aus
dem Unterbewußtsein auftauchenden Eindrücken preisgegeben
ist; nur war wohl mein Zustand weit qualvoller, als selbst die
schreckhaftesten Vorstellungen eines Irren; denn jede? neue „Gesicht
** bedeutete für mich, wie ich schon bemerkte, vir bl*}/-
schnelles Ertrinken des „Ich" in einem ebenso blit/schncli „geborenen
" neuen „Wesen".

Der Gedanke: „Gesichtshalluzinationen Irrsinn!" lastete
denn auch - als diese Ruhelosigkeit auch meine nächsten Nächte
ausfüllte - - wie eine furchtbare Drohung auf meinem ganze«
Denken und Empfinden.

Nachdem ich mich diesem Gedkanken gegenüber einigermaße»


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