Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 17
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Pobberkau: Von der Selbsterkenntnis. 17

nehmen, ohne zugleich eine andere Gestalt, Form und Gesinnung
zu haben? So wenig es möglich ist, ohne Veränderung in eine»
anderen Zustand zu kommen, so wenig ist der, der verändert wird,
noch ebenderselbe; ist er aber nicht mehr derselbe, so ist er auch
selbst nicht mehr, und darin besteht eben seine Veränderung, daß
er aus dem einen ein anderer wird. Die Empfindung täuscht uns
nur, weil wir nicht wissen, daß unsere Existenz eine scheinbare
Sache ist.

Was hat denn nun aber eine wirkliche Existenz? Bloß das
Ewige, Unerschaffene, Unvergängliche, dem keine Zeit irgendeine
Veränderung beizubringen vermag. Die .Zeit ist etwas Beweg-
liches, das nicht anders, als mit der bewegten Materie sichtbar
wird, immer fortströmt und nie zur Festigkeit gelangt, gleichsam
ein Gefäß dei Entstehung und des Unterganges.

Aber von Gott muß man sagen: Er ist; und er ist nach
keiner bestimmten 7eit, sondern nach einer unbeweglichen, zeit-
losen und unveränderlichen Ewigkeit, bei der das Vergangene,
Zukünftige und Neue durchaus nicht stattfindet, die einzig ist
und mit einem einzigen Jetzt das Immersein ausfüllt.

Was nach einer solchen Ewigkeit ist, ist wirklich existierend,
nicht vergangen, nicht zukünftig, es hat keinen Anfang gehabt,
wird auch kein Ende haben. Daher müssen wir dies Wesen entweder
mit dem Ausdruck: Du bist, oder mit dem bei einige«
Alten gewöhnlichen: Du bist eins, ehrfurchtsvoll begrüßen.

Es scheint dem „Ei" das „Kenne dich selbst" in gewisser Hin-
sieht ganz zu widersprechen, aber in anderer auch wieder damit
übereinzustimmen. Denn das erstere ist ein Ausruf, verbunden
mit Erstaunen und Ehrfurcht gegen Gott, der ohne Aufhören ist;
das letztere aber eine Erinnerung für den Sterblichen an die Hinfälligkeit
und Schwäche seiner Natur." —

Es ist vielleicht interessant zu erfahren, was Neuphilosophen
zur Selbsterkenntnis zu sagen haben. Dr. Heinrich Schmidt, Jena,
schreibt in seinem schönen „Philosophischen Wörterbuche"
(2. Aufl, 11. bis 25u Tausend, Alfred Kröners Verlag in Leipzig
1916, 264 Seiten, geb. 2 ML):

„Selbsterkenntnis, die Erkenntnis des „Ichs", des Selbst, in
seiner Eigenart, der Bedingungen und Reaktionsweisen dieser Eigenart
, der Anlagen und Fähigkeiten, Fehler und Schwächen. Kräfte
und Grenzen des eignen Selbst. „Erkenne dich selbst!" stand
über dem Eingang des Apollotempels zu Delphi. Thaies (nach
anderen: Chilon) hatte diesen Spruch geprägt. Sokrates sah in
der Selbsterkenntnis die Vorbereitung aller Tugend; Lessing
nannfe sie den Mittelpunkt aller Weisheit; Kant aller menschlichen
Weisheit Anfang. Goethe fragt: „Wie kann man sich selbst
. kennen lernen?" und antwortet: „Durch Betrachten niemals, wohl
aber durch Handeln. Versuche deine Pflicht zu tun, und du weißt

*


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