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22 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1918.)
durch den Rutenträger, nicht in der Rute oder der auf sie wirkenden
Kraft. Er ist der Meinung, daß es möglich sein könne, einen
noch viel feiner fühlenden und mathematisch genau arbeitenden
und messenden Apparat anzufertigen, als es der menschliche
Nervenapparat ist, der so manchen Irrtümern und Schwankungen
unterworfen ist. In einem neuen Aufsatze zu dieser Frage, der in
der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" (Nr. 39) erschienen
ist, veröffentlicht Hennig seine Beobachtungen und Untersuchungen
, die er mit dem berufsmäßigen Quellensucher Matthias Leise«
aus Dasburg, Kreis Prüm, angestellt hat Dieser führt seine erste«
Untersuchungen unter möglichster Beobachtung der geologische*
Verhältnisse mit der hölzernen Naturgabel aus, greift dann aber
zu lyraförmig gestalteten Metallgabeln. Zur Feststellung der
Tiefe dient ihm eine kupferne Gabel, die durch zwei deutliche
Anschläge die obere und untere Grenze der Wasserschicht angibt.
Eine solche aus Messing antwortet bei Leisen nicht beim Vorhandensein
von Wasser, sondern bei der Anwesenheit von Metallen
und schlägt dabei nach oben aus; mit ihr fand Leisen „mit
aller wünschenswerten und bei den ersten Versuchen geradezu
verblüffenden Sicherheit" Metallteile, die in Kisten und Koffern,
in Taschen und in der Erde versteckt waren. Auch das Vorhandensein
von Blindgängern konnte er so erkennen; die Militärbehörden
haben bereits diese Verwendbarkeit gewisser Medien zur
Auffindung von Blindgängern praktisch benutzt. Die Gabel zeigt
auch den größeren oder geringeren Goldgehalt *on Schmuckstücken
durch stärkeren oder schwächeren Anschlag an, ja sogar
anormale Stellen im menschlichen Körper, so Wunden — auch
wenn kein Metallteil in ihr steckt - Herz- und Lungenfehler und
andere Krankheitsheide. Dabei ist der Gebrauch einer Rute gar
nicht einmal nötig; sie „übersetzt lediglich die Einwirkung in«
Sichtbare". Professor Hennig enthält sich jeder Erklärung dieser
auffallenden Erscheinungen, an deren Richtigkeit er nicht zweifelt.
Er sagt mit Recht, daß noch zuviel unbekannte Größen in der
Gleichung sind, als daß man schon jetzt die Lösung dieser Rätsei
durch planloses Überlegen versuchen könnte. Und an einer planmäßigen
exakten Prüfung hat es bis jetzt gefehlt. Die Frage ist
so wichtig, daß die Forderung Hennigs nach einer solchen woM
berechtigt ist."
Prof. Dr. Benedikt's Arbeiten über die Wünschelrute sind
mir bekannt. Ich habe sie auf das aufmerksamste studiert,
konnte aber seinen Ausführungen mich nicht anschließen. Er
spekuliert zu viel: Seine Tatsachen sind seinen Ideen unter-
geordnet und sollen letztere beweisen, anstatt, daß die Spekulationen
das Ergebnis seiner Versuche illustrieren. Ein objektiver
Forscher läßt sich von vorgefaßten Meinungen nicht beeinflusse«
- und Arbeitshypothesen sind nichts weiter, als vorgefaßte
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