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Mofmann: Ueber die Stellung d. Frau in d. Zukunft.geseilschaft. 25
Über die Stellung der Frau in der Zukunfts-
Gesellschaft.
Eine psychologische Betrachtung von Ida Hof mann (Ascona).
Von berufenerem, dialektisch geschultem Munde sollte
kürzlich bei Gelegenheit de** anatiooalen Freimaurerkon-
gresses über die Frauenfrage im neuzeitlichen Lichte gesprochen
werden, doch wichtiger und wirkungsvoller als
die vollendete Form eines Vortrages, sind — so hoffe ich
— persönliche Erfahrungen, ist unmittelbares Erleben, das
ohne Furcht vor der öffentlichen Meinung im unausgesetzten
Drange nach Erkenntnis der Richtigkeit zu findender Wege
jener inneren Gewissensstimme folgte, die nicht nur bei der
Theorie stehen bleibt, sondern zur unmittelbaren Tat führt.
Geschieht dieb im Leben besonder der Frau so entrollt
. sich vor ihrem geistigen Auge offenbarungsgleich ein ganzes
Heer von Möglichkeiten, welche sie aus der seit Jahrzehnten
in allen möglichen und unmöglichen Tonarten beklagten
, besprochenen und bekämpften, individuellen und
sozialen Unfreiheit zu erlösen imstande sind.
Begeben wir uns auch hier wieder an den ursächlichen
Quell, so werden wir finden, daß dieses Problem der besseren,
d. h. würdigeren gesellschaftlichen Stellung der Frau nur
durch die richtige Bewertung ihrer seelischen Fähigkeit
und Aufgabe innerhalb der Menschheit gelöst werden kann.
— Doch diese ihre Bedeutung und Mission ist durch Gründe
verschiedenster Natur allmählich in Vergessenheit geraten.
Diese Gründe selbst zu erörtern, würde zu weit führen.
Sie gehören m. E. zu weltgesetzlichen Ph äsen der Entwicklung
, angesichts welcher nur der Kurzsichtige und
nur äußerlich Beobachtende sich für Schuld auf dieser oder
jener Seite ereifern, oder einseitig gegen sie auftreten kann.
W irklichen ^\ ert hat eben nur die Umwandlung jeweiliger
Erkenntnis in die Tat.
Ohne Zweifel ist die psychische Kraft eine vor
allem weibliche Eigenschaft. Warum? weil der mit Vorliebe
auf das Seelenhafte, auf das Innenleben gerichteten
geordnet und es ist wieder einmal der Beweis erbracht, daß es keine großen
Wälzer sein müssen, um wirklich etwas Gehaltvolles zu schreiben. Dr. Böhm
nennt das kleine Heft eine vorläufige Skizze, hat also die Absicht, seine
Studien noch zu vertiefen und in einem größeren Werke seine Forschungsergebnisse
der Kritik zu unterstellen. Der Verfasser hätte dann auf einem
Gebiete, das noch in großem Maße der Aufhellung bedarf, grundlegend gearbeitet
. . . Die Schrift regt dazu an, nicht mehr, wie bisher, mit gleichgültigen
Phrasen über die dunklen Lebensdinge hinwegzugehen, sondern
darüber nachzudenken Man bekommt gleichsam eine Brille, mit der man
manche Geheimnisse des Lebens klarer sieht." — Red.
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